||[Seite 5] Anmerkung: Der Pfarrer von Osterfingen nimmt sich die Freyheit denen Antworten des Schullehrers hier einige Anmerkung. beyzufügen.
Schon im Jul. 1798. zeigte ich in der Beantwortung der mir vorlegten Fragen umständlich an, wie sehr mittelmäßig der Zustand der Schule in Osterfingen vor der Revolution beschaffen war; wie da alle Kenntnisse, die uns einigermassen entbehrlich schienen, oder nicht augenbliklich äüßen Vortheil versprachen, für die meisten Gemeindsgenossen wenig Jntereße hatten. Wie die bisherige Lehrart wenig besser war, als sie im vorigen Jahrhundert gewesen in den gewöhnlichen Landschulen gewesen seyn mag; was, wie es schien, für Bedürfnisse in der Gemeinde aufzuwachen anfiengen, seitdem die Zeitereignisse in unser alten Verhältnissen alles so sehr umänderten ud. so ganz andere Aussichten, Hofnungen ud. Erwartungen Raum gaben; wie man sich, wie ich zu bemerken glaubte, ||[Seite 6] auch in Osterfingen zum eigentlichen Bürger umgeschaffen fühlte u. sich deswegen genöthiget sahe, sich auch zum wahren, freyen Bürger zu bilden; wie man deswegen die Jugend fleissiger in die Schule schiken wolte ud. nach weiter gehendem Unterrichte #lästern## wurde; wie, bey der Überzeügung, wie nothwendig es sey, die aufgewachten neüen Bedürfniße so gut möglich zu befridedigen, auch ich dießfalls das meinige beytragen wolte; wie ich der Gemeinde anbot, den bemerkten bessern Willen sich unterrichten zu lassen zu benuzen, ud. einem Theil der Jugend einstweilen selbst nach meinem Vermögen einen Theil des benöthigten Unterrichtes zugeben; Wie man mir dann 10, grossentheils fähige ud. Lernbegierige Jünglinge von 14. bis 19. Jahren eine zeitlang zusandte, so oft ich sie verlangte, ud. was für Bücher ich zu meinem Unterrichte wählte.
Nun muß ich aber leider anzeigen, daß dieser Eifer wieder abnahm. Man glaubte in einer gar zu kurzen ||[Seite 7] Zeit das Erforderliche erlernen zu können, ud. die Eltern machten sich überhaupt einen irrigen Begriff von dem benöthigten Unterrichte, ud. schienen sonst durch mancherley Umstände den Muth verloren zu haben. Es kam die Sommers-Zeit, wo die Knaben der häüfigen Geschäfte wegen für eine Zeitlang nicht zu mir kommen konnten, ud. blieben dann für beständig aus, weswegen ich mich dann, wie aus meinen lezten Antworten erhellet, entschloßen habe, meine zuerübrigenden Stunden einer Anzahl Knaben von Neünkirch zu widmen, welche zugleich in der lat. Sprache Unterricht verlangten.
Auch fieng man an die Schule weniger zu besuchen ud. alte Unregelmässigkeiten schlichen sich wieder ein. Jzt scheint man wieder einzusehen, daß es so nicht gehen könne. die Municipalität unterredete sich mit mir, ud. zeigte sich geneigt mich künftig aufs nachdrüklichste zu unterstüzen, wenn ich nun von neüem einen Versuch wagen wolle, die Schule ||[Seite 8] in einen erträglichen Zustand zu bringen; sie machten sich anheischig mit Ernst darauf zu sehen, daß bestimmte Massregeln, die ich ihr nun vorlegen werde, genau befolget werden.
da man nun wohl bald einer allgemeinen Schul-Reform in ganz Helvetien wird entgegen sehen dörfen, so wollen wir deswegen für ein mal weiter nichts wesentlich Neües einführen, sondern einstweilen nur darauf sehen, daß das, was nach der alten Schuleinrichtung gelernet werden kann, wirklich in einer regelmässigen Ordnung gelernet werde u. daß man sich es auf eine zu hofende bessere Lehrart vorbereite.
Neünkirch den 22. Febr. 1799 J. K. Hüninger. Pfarrer z. Osterfingen