- Bürglen (Niedere Schule, reformiert)
- Bürglen (Niedere Schule, Nachtschule, reformiert) (Eindeutige Textstellen markieren)
- Bürglen (Niedere Schule, Repetierschule, reformiert) (Eindeutige Textstellen markieren)
20.02.1799
FRAGEN UEBER DEN ZUSTAND DER SCHULEN AN JEDEM ORTE. ANTWORTEN ÜBER DIE REFORM: SCHULE IN BÜRGLEN
I. Lokal-Verhältnisse. | ||
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I.1 | Name des Ortes, wo die Schule ist. |
Bürglen |
I.1.a | Ist es ein Stadt, Flecken, Dorf, Weiler, Hof? |
Ein Dorf von etwan 70. Haushaltungen |
I.1.b | Ist es eine eigene Gemeinde? Oder zu welcher Gemeinde gehört er? | |
I.1.c | Zu welcher Kirchgemeinde (Agentschaft)? |
Es ist auch eine kleine Kirchgemeinde. u. kleine Agentschafft |
I.1.d | In welchem Distrikt? |
Weinfelden |
I.1.e | In welchen Kanton gehörig? |
Thurgau |
I.2 | Entfernung der zum Schulbezirk gehörigen Häuser. In Viertelstunden. | |
I.3 | Namen der zum Schulbezirk gehörigen Dörfer, Weiler, Höfe. |
Zu dieser Schule gehören eigentlich keine Dorfschaften |
I.3.a | Zu jedem wird die Entfernung vom Schulorte, und | |
I.3.b | die Zahl der Schulkinder, die daher kommen, gesetzt. | |
I.4 | Entfernung der benachbarten Schulen auf eine Stunde im Umkreise. | |
I.4.a | Ihre Namen. |
Mauren eine 1/4tel Stunde von Hier ein Dorf so groß wie Hier — Sulgen eine 1/2 Stunde auch ohngefehr {vast} so groß — Jstigkofen hat auch eine kurze Schule im Winter — ist eine 1/4tel Stunde von Hier, aber der Thurfluß darzwischen — Sie besuchen auch hiesige Kirch — eigentlich aber gehören sie nach Bußlingen eine Stunde weit |
I.4.b | Die Entfernung eines jeden. | |
II. Unterricht. | ||
II.5 | Was wird in der Schule gelehrt? |
||[Seite 2] Buchstabieren, Lesen, gedrukt. u. geschriebenes Rechnen, auch etwas über Religion. u. Sitten. Das eigentliche Choral. u. Kirchengesang Auch kan Zeichnen. u. Music gelernt Werden, worzu aber wenig Subjecte vorhanden |
II.6 | Werden die Schulen nur im Winter gehalten? Wie lange? |
Nur im Winter, von Martini bis Osteren auch wurde sie schon bis Pfingsten gehalten, aber weil hier meistens Bauren, Rebleüthe. u. Arme Leüthe seyn, so wurden die meisten Kinder, besonders die größern, so bald der Frühling eintrittet: zur Arbeit genommen: Zum Vieh treiben; dem Vieh Futer suchen. u. anders mehr |
II.7 | Schulbücher, welche sind eingeführt? |
Testament von gleicher Edition etw 10. Stük — Ein gutes Lesebuch von St Gallen etw 30 Stück. Zürcher Catechismus; Zeügnuß; u. Wasers von Bischofzell Schul Büchli |
II.8 | Vorschriften, wie wird es mit diesen gehalten? |
Zu Vorschrifften werden den Kindern (wenn sie einmahl gelernt Buchstaben, Wörter. u. Zeilen schreiben) Sittensprüche; etwas aus einem guten Lied, oder sonst etc. ein Brief; ein Conto, eine Rechnung gegeben. Auch werden sie zum Auswendig schreiben. u. Dictieren angehalten |
II.9 | Wie lange dauert täglich die Schule? |
Die Tagschule von 8 bis 11. u. 1. bis 4 Uhr und die Nacht oder Repetierschule der größeren Knaben alle Wochen 3 Nächte von 1/2 7 bis 9 Uhr |
II.10 | Sind die Kinder in Klassen geteilt? |
||[Seite 3] Ja, in 4 Claßen |
III. Personal-Verhältnisse. | ||
III.11 | Schullehrer. | |
III.11.a | Wer hat bisher den Schulmeister bestellt? Auf welche Weise? |
Die Herrschafft oder dehro Verwalter mit zuzug deß Pfarrers am Ort — Die Gemeind hatte nie viel darzu zu sagen. |
III.11.b | Wie heißt er? |
Johannes Moosher |
III.11.c | Wo ist er her? |
Burger allhier |
III.11.d | Wie alt? |
41. Jahr |
III.11.e | Hat er Familie? Wie viele Kinder? |
Eine Frau. u. 4. Kinder — 3. Knaben. u. eine Tochter, worvon 2 Knaben vast erwachsen. u. abwesend. u. der jüngere auch zum Untericht gewidmet wird. |
III.11.f | Wie lang ist er Schullehrer? |
Jn Bürglen 5 1/2 Jahr — vorher 12 Jahre in einer Gemeind Gottshaus genant, in die Pfarr Bischofzell gehörig |
III.11.g | Wo ist er vorher gewesen? Was hatte er vorher für einen Beruf? | |
III.11.h | Hat er jetzt noch neben dem Lehramte andere Verrichtungen? Welche? |
Noch Organist in der Kirche — u. jez noch Agent bishin ohne Einkommen. u. Mühe genug — Und wenn die Leüthe ihre Kinder auf das Feld haben brauchen können im Frühling, so bin ich mit etwa 10. oder 12 Kinder allein geblieben — wo also kein Lohn, oder wenig hatte — Da ginge dann auch ||[Seite 4] davon. u. meine Arbeit ware bey 9. u. mehr Jahren Portraits zu verfertigen wormit im Sommer mein Brod reichlich verdiente |
III.12 | Schulkinder. Wie viele Kinder besuchen überhaupt die Schule? |
Jn der ordinari Tagschule 29. Knaben u Jn der ordinari Tagschule 30. Töchtern Jn {die} Samstags-Repetier Schule die Töchtern die die Schule besuchen mußten bis sie zum Tisch deß Herren gelaßen — 9. |
III.12.a | Im Winter. (Knaben/Mädchen) | |
III.12.b | Im Sommer. (Knaben/Mädchen) | |
IV. Ökonomische Verhältnisse. | ||
IV.13 | Schulfonds (Schulstiftung) | |
IV.13.a | Ist dergleichen vorhanden? |
Nein! |
IV.13.b | Wie stark ist er? | |
IV.13.c | Woher fließen seine Einkünfte? | |
IV.13.d | Ist er etwa mit dem Kirchen- oder Armengut vereinigt? | |
IV.14 | Schulgeld. Ist eines eingeführt? Welches? |
Arme Eltern kon schon von Alters her alle 2 Jahre bey den Herren von St Gallen (wann sie die Untersuchung hiesiger Herrschaft machten) vor ihre Kinder um den Schul Lohn anhalten, vor welche dann vor 2 Jahre von dem Verwalter das bestimmte bezahlt wurde — deren es gemeiniglich 26. 27 bis 28 waren |
IV.15 | Schulhaus. |
Das ist das beste was ich als Schul Lehrer habe Meine Bewohnung ist so zimmlich gut — nur kein Pläzgen wo ich etwas Holz könte unter Tach thun |
IV.15.a | Dessen Zustand, neu oder baufällig? | |
IV.15.b | Oder ist nur eine Schulstube da? In welchem Gebäude? | |
IV.15.c | Oder erhält der Lehrer, in Ermangelung einer Schulstube Hauszins? Wie viel? | |
IV.15.d | Wer muß für die Schulwohnung sorgen, und selbige im baulichen Stande erhalten? |
Die Herrschaft besorgte bishin alles |
IV.16 | Einkommen des Schullehrers. |
An Geld — Die Herrschaft bezahlte jährlich für gemeiner Leüthe Kinder von Martini bis gegen Pfingsten für eines 40 xr. — wo es beyläufig 6-7. bis 28 Kinder gab — betragt das Ganze Gehalt darvon so — 16 bis 18 fl. |
IV.16.A | An Geld, Getreide, Wein, Holz etc. | |
IV.16.B | Aus welchen Quellen? aus | |
IV.16.B.a | abgeschaffenen Lehngefällen (Zehnten, Grundzinsen etc.)? | |
IV.16.B.b | Schulgeldern? | |
IV.16.B.c | Stiftungen? | |
IV.16.B.d | Gemeindekassen? | |
IV.16.B.e | Kirchengütern? | |
IV.16.B.f | Zusammengelegten Geldern der Hausväter? | |
IV.16.B.g | Liegenden Gründen? | |
IV.16.B.h | Fonds? Welchen? (Kapitalien) | |
Bemerkungen | ||
Schlussbemerkungen des Schreibers |
Wie herzlich freüt es mich: Daß nun die Zeit gekommen, wo vermitlest beßrer Aufklärung an der Bildung der Jugend gearbeitet werden soll Jeder noch unmündige Knab. u. Tochter, werden, wenn sie es hören: Jhre VÄTER .u. GESEZGEBER segnen — EHRFURCHT — gegen die GESEZE werden sich in ihre jungen Herzen einpflanzen — Wie mancher edle Jüngling. u. Tochter mit den feinsten Natur Gefühlen. u. Geistes-Kräften mußten mit der Geisel in der Hand; mit der Grassichel im Feld herum jrren. u. größtentheils unwißend bleiben — Weil dann der Städter Sohn. u. Tochter durch beßer genoßenen Unterricht den guten Land Bürger als weniger verständig. u. gelehrt auf die Seite sez{t}en, u. alles Verdienst das durch ringere Arbeiten erworben werden konnte — in ihre Hände bekommen |
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Unterschrift |
REPUBLIKANISCHER GRUSS. u. HOCHACHTUNG |