Dr. phil. Markus Fuchs

Doktorand von 2009 bis 2012
Email: 
markus.fuchs@edu.unibe.ch

Markus Fuchs, Primarlehrerdiplom in Luzern im Jahr 2000. Studium der Geschichte der Neuzeit, der Zeitgeschichte und Sozialanthropologie an den Universitäten Freiburg i. Ü., Paris IV (Sorbonne) und Paris X (Nanterre). 2005 Lizenziat an der Universität Freiburg i. Ü. bei Prof. Dr. Volker Reinhardt zum Thema „Umgang mit dem Aberglauben in Luzern nach dem Konzil von Trient. Betrachtungen Renward Cysats (1545 – 1614)“. 2006 Lehrdiplom für Maturitätsschulen im Fach Geschichte an der Pädagogische Hochschule Bern. 2000 – 2007 diverse Stellvertretungen auf allen Stufen der Volksschule. 2007 Praktika beim Kunstmuseum Bern und der Gottfried Keller-Stiftung in Winterthur, sowie temporäre wissenschaftliche Mitarbeit für die Otto Nebel-Stiftung in Bern. Seit Herbst 2007 Gymnasiallehrer an der Kantonsschule Sursee. Seit September 2009 Assistent und Doktorand bei Prof. Dr. Fritz Osterwalder an der Universität Bern im Rahmen des SNF-Projekts „Das niedere Schulwesen in der Schweiz am Ende der Frühen Neuzeit. Edition und Auswertung der Stapfer-Enquête von 1799.“

Abstract der Dissertation: 

Die Antworten der Schul-Enquête beschränken sich nicht auf den deskriptiven Bereich der Schulwirklichkeit, sondern gehen über strukturelle Eckdaten und substantielle Aufzählungen hinaus und geben den Beantwortenden die Möglichkeit persönliche Aussagen zum Schulwesen kundzutun. Nebst den impliziten Äusserungen, die zwischen den Zeilen der Lehrerantworten zu lesen sind, bot die von Stapfer konzipierte Umfrage eine explizite Plattform für weitergehende Anmerkungen. Ganz am Schluss der Umfrage wurden die Antwortenden darauf aufmerksam gemacht, eigene Überlegungen anzuhängen: „Den Beantwortungen dieser Fragen können nach Belieben noch allerley Anmerkungen und Nachrichten beygefügt werden.“[1] Die Lehrerinnen und Lehrer nahmen diese Möglichkeit teilweise wahr. Rund 18.3% der Antwortbogen sind mit zusätzlichen Bemerkungen von Lehrpersonen versehen. Diese Bemerkungen von den Lehrpersonen bilden eine grosse Besonderheit, da in früheren Umfragen lediglich über Lehrpersonen geschrieben wurde. Im Falle der Stapfer-Enquête sind es aber die Lehrpersonen, die ihre eigenen Perspektiven auf die Schule darstellen. Ihre Äusserungen verleihen den punktuell beschriebenen institutionellen Verhältnissen durch persönlichen Kommentare teils Nachdruck, teils werden die vorher gemachten Antworten relativiert; da wird die Sicht auf einen beschriebenen Sachverhalt weiter präzisiert, dort ist eine Positionierung gegenüber Regierung, Reformen oder Religion zu entnehmen. Damit erhielt die Schul-Enquête nebst ihrem grossen quantitativen Korpus eine zusätzliche qualitative Dimension, der in der Dissertation von Markus Fuchs besondere Aufmerksamkeit entgegengebracht wird. Die Erforschung dieser Äusserungen bildet das Kernstück und ist Ausgangspunkt für seine Untersuchung. Das Forschungsvorhaben möchte dabei eine bislang „sprachlose“ Berufsgruppe zu Wort kommen lassen. Im Lichte der zeitgenössischen pädagogischen Diskussionen, die in den Kreisen der Schulreformer mitunter auch im Rahmen von aufklärerischen Gesellschaften gehalten wurden, soll aber auch verdeutlicht werden, inwiefern die Lehrpersonen diese Ideen und Vorstellungen reflektierten.



[1] Siehe Fragebogen