Reudlen (Transkription Nr. 1402)

Schulort: Reudlen
Konfession des Orts: reformiert
Signatur der Quelle: BAR B0 1000/1483, Nr. 1455, fol. 156-158v
Standort: Bundesarchiv Bern
Kanton 1799: Oberland
Distrikt 1799: Aeschi
Agentschaft 1799: Reichenbach im Kandertal
Kirchgemeinde 1799: Reichenbach im Kandertal
Ort/Herrschaft 1750: Bern
Kanton 2015: Bern
Gemeinde 2015: Reichenbach im Kandertal
In dieser Quelle wird folgende Schule erwähnt:
  • Reudlen (Niedere Schule, reformiert)

02.03.1799

BERICHT:
An den Minister der Künste und Wißenschaften. über den Zustand der Schule Rüdlen.

I. Lokal-Verhältnisse.
I.1 Name des Ortes, wo die Schule ist.

heißt Rüdlen.

I.1.a Ist es ein Stadt, Flecken, Dorf, Weiler, Hof?

Es ist kein Flecken, kein Dorff, kein Weiler, kein Hof, sonderen eine Beürt.

I.1.b Ist es eine eigene Gemeinde? Oder zu welcher Gemeinde gehört er?
I.1.c Zu welcher Kirchgemeinde (Agentschaft)?

Es gehört zu der Kirchgemein Reichenbach, Agentschaft Reichenbach.

I.1.d In welchem Distrikt?

Zu dem Distrikte Aesche.

I.1.e In welchen Kanton gehörig?

Zu dem Kanton Thun, oder Oberland.

I.2 Entfernung der zum Schulbezirk gehörigen Häuser. In Viertelstunden.

a Sie ligen alle inerhalb der Ersten Viertelstund.
b an der Zahl 65. darvon etwelche Zweyfache Häüser

I.3 Namen der zum Schulbezirk gehörigen Dörfer, Weiler, Höfe.

ist die Beürtsame Rüdlen.

I.3.a Zu jedem wird die Entfernung vom Schulorte, und

Die Entfernung aller Häüser ist innerhalb der Ersten stund. Viertelstund

I.3.b die Zahl der Schulkinder, die daher kommen, gesetzt.

Die anzahl der Schulkinder ist 46.

I.4 Entfernung der benachbarten Schulen auf eine Stunde im Umkreise.
I.4.a Ihre Namen.

Auf einer Seite die Schul Reichenbach, gehört zu der Kirchgemein (Agentschaft) Reichenbach, Distrikte Aesche.
Auf der andern Seite die Schul Wenge, gehört zu der Kirchgemeine (Agentschaft) Distrikte Frutigen.

I.4.b Die Entfernung eines jeden.

Die Schul Reichenbach, ist entlegen von der Schul Rüdlen {ein} 1/2 Stund. und die Schul Wenge ein 1/2. Stund

II. Unterricht.
II.5 Was wird in der Schule gelehrt?

||[Seite 2] a. Buchstabieren, b. Lesen, c. auswendig lernen, d Schreiben, e. Singen, f. Catechesiert.

II.6 Werden die Schulen nur im Winter gehalten? Wie lange?

a Die Schul wird gehalten, im Winter von Martini biß Ende Merz monats, alle Wochen. 5. Tag.
b. Jm Somer von anfangs May, biß zu End Herbstm: alle Wochen. 1. Tag.

II.7 Schulbücher, welche sind eingeführt?

a. das A. B. C. oder Namenbüchlein.
b. der Heidelbergische Catechismus.
c. Safft aus dem Kern des Christenthums.
d. Psalmen Davids.
e. Festlieder für den öfentlichen Gottesdienst der Stadt Bern.
f. das Alte und Neüe Testament.
g. Joh: Hübners biblische Historibuch.
h. Wird an den Sontagen, aus M. C. Pothmans Sitenbüchlin gelesen und Erklärt.

II.8 Vorschriften, wie wird es mit diesen gehalten?

a. Verstehet es sich von dem Schreiben, so ist es des Schulmeisters Handschrifft, und Gruners Schreibblätli.
b. Verstehet es sich von dem Untericht der Schule; so ist es die Schulordnung von Bern.

II.9 Wie lange dauert täglich die Schule?

5. Stund

II.10 Sind die Kinder in Klassen geteilt?

Nein.

III. Personal-Verhältnisse.
III.11 Schullehrer.
III.11.a Wer hat bisher den Schulmeister bestellt? Auf welche Weise?

||[Seite 3] Der Pfahrer und der Amtsman: der Pfahrer hat ihn in die Wahl geschlagen, und der Amts{mann} hat ihn Bestätiget

III.11.b Wie heißt er?

Peter Linder.

III.11.c Wo ist er her?

Von Rüdlen, der Kirchgemeine Reichen{bach}

III.11.d Wie alt?

38. Jahr

III.11.e Hat er Familie? Wie viele Kinder?

Hat ein Weib, ein Kind.

III.11.f Wie lang ist er Schullehrer?

seit a. 1779.

III.11.g Wo ist er vorher gewesen? Was hatte er vorher für einen Beruf?

Zu Reüdlen; er ware Hirtenknab.

III.11.h Hat er jetzt noch neben dem Lehramte andere Verrichtungen? Welche?

Hirten Beruff, Feldarbeit.

III.12 Schulkinder. Wie viele Kinder besuchen überhaupt die Schule?

überhaubt 46. pertag Knaben, 11. Mägdlin 12.

III.12.a Im Winter. (Knaben/Mädchen)
III.12.b Im Sommer. (Knaben/Mädchen)

im Somer pertag ohngefer 7. Kinder.

IV. Ökonomische Verhältnisse.
IV.13 Schulfonds (Schulstiftung)

Darüber gibt der Schulmeister von Reichenbach in seinem Bericht Deütliche Antwort.

IV.13.a Ist dergleichen vorhanden?
IV.13.b Wie stark ist er?
IV.13.c Woher fließen seine Einkünfte?
IV.13.d Ist er etwa mit dem Kirchen- oder Armengut vereinigt?
IV.14 Schulgeld. Ist eines eingeführt? Welches?

Ja. Jedes Kind zahlt jährlich 4 bz.

IV.15 Schulhaus.
IV.15.a Dessen Zustand, neu oder baufällig?

Das Haus worin ich Schul halte; ist mein Eigenthum, in zimlich brauchbarem Stand.

IV.15.b Oder ist nur eine Schulstube da? In welchem Gebäude?

Jst in a. beantwortet.

IV.15.c Oder erhält der Lehrer, in Ermangelung einer Schulstube Hauszins? Wie viel?

||[Seite 4] Nichts.

IV.15.d Wer muß für die Schulwohnung sorgen, und selbige im baulichen Stande erhalten?

Jch selbst.

IV.16 Einkommen des Schullehrers.
IV.16.A An Geld, Getreide, Wein, Holz etc.

An Geld, 12. kr. 20. bz. Holz 2. Klaffter; aus dem gemeinen Beürt-Wald.

IV.16.B Aus welchen Quellen? aus
IV.16.B.a abgeschaffenen Lehngefällen (Zehnten, Grundzinsen etc.)?
IV.16.B.b Schulgeldern?

Von jedem Kind 4. bz. also von b. 46. Kindern 7. kr. 9. bz.

IV.16.B.c Stiftungen?
IV.16.B.d Gemeindekassen?

aus dem Beürtsekel 5. kr. 11. bz.

IV.16.B.e Kirchengütern?
IV.16.B.f Zusammengelegten Geldern der Hausväter?
IV.16.B.g Liegenden Gründen?
IV.16.B.h Fonds? Welchen? (Kapitalien)
Bemerkungen
Schlussbemerkungen des Schreibers

Anmerkungen.
als Bericht wird beygefügt, daß von den zu dieser Schul gehörigen {Kindern} ohngefehr der Halbe theil, im Somer vom Mey bis September, mit ihren Eltern auf die Alpen ziehen, und wegen Entfernung die Schule wenig besuchen könen.

Unterschrift

Datum den 2.ten Merz 1799. Peter Linder Schulmeister.

Zitierempfehlung: