Flums (Transkription Nr. 536)
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- Flums (Niedere Schule, katholisch)
03.03.1799
Rapport Üeber den Zustand der Schule zu Flums an den Minister der Künste und Wissenschaften.
I. Lokal-Verhältnisse. | ||
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I.1 | Name des Ortes, wo die Schule ist. |
ist Flums. |
I.1.a | Ist es ein Stadt, Flecken, Dorf, Weiler, Hof? |
Dießes Ort ist ein großes Dorf. |
I.1.b | Ist es eine eigene Gemeinde? Oder zu welcher Gemeinde gehört er? |
Dießes Ort ist eine eigne Gemeinde, |
I.1.c | Zu welcher Kirchgemeinde (Agentschaft)? |
Dießes Ort ist zur Agentschaft gleichen Namens gehörig. |
I.1.d | In welchem Distrikt? |
Dießes Ort ist im Distrikt Mels, |
I.1.e | In welchen Kanton gehörig? |
Dießes Ort ist im Kanton Linth. |
I.2 | Entfernung der zum Schulbezirk gehörigen Häuser. In Viertelstunden. |
Jnnerthalb des Umkreises der 1ten Viertelstunde ligen 135 Häüßer. |
I.3 | Namen der zum Schulbezirk gehörigen Dörfer, Weiler, Höfe. |
Jm Umkreiß der 1ten Viertelstunde ligt das Dorf Flums, daher kommen 35 Kinder |
I.3.a | Zu jedem wird die Entfernung vom Schulorte, und | |
I.3.b | die Zahl der Schulkinder, die daher kommen, gesetzt. | |
I.4 | Entfernung der benachbarten Schulen auf eine Stunde im Umkreise. | |
I.4.a | Ihre Namen. |
Es ist eine einzige in dießer Entfernung als: Bärschis, eine halbe Stunde von Flums entfernt. |
I.4.b | Die Entfernung eines jeden. | |
II. Unterricht. | ||
II.5 | Was wird in der Schule gelehrt? |
||[Seite 2] Bis dahin ist nichts anders gelehrt worden, als: Lesen, schreiben, und die 5 Species in der Rechenkunst. |
II.6 | Werden die Schulen nur im Winter gehalten? Wie lange? |
Der Schulmeister ist nur im Winter verpflichtet Schule zu halten, und zwar von Martini bis am Palmsontag. Jch hab aber alle Jahr mich anerbotten die Schulen auch im Sommer zu halten: in den ersten 2 Jahren kammen einige auch im Sommer jezt aber kein Kind mehr. |
II.7 | Schulbücher, welche sind eingeführt? |
Schulbücher sind keine bestimmt, sondern jedes Kind kann ein besonders Schulbüchlein haben, welches es sich am wohlfeilsten anzuschaffen weiß. Mir wäre aber lieb, wenn die Kinder in der gleichen Klaß gleiche Bücher hätten: Denn wäre es einem Schulmeister nicht viel leichter, wenn er alle Kinder auf einmal behören könte, als jedes insbesondere? und würde nicht jedes Kind stärker zum Lernen angeeifert? wenn es sieht, daß nicht der Lehrer sondern ein anders Kind dem Fehlenden den Fehler verbessern mus |
II.8 | Vorschriften, wie wird es mit diesen gehalten? |
Gestochene Vorschriften hat mann keine, sondern der Schulmeister muß jedem Kind, das zu schreiben anfängt, eine Schreiben; als dann übt mann es in Nachmachung einzelner Buchstaben: Sobald es hierin eine Fertigkeit hat, so laßt mann es aus dießen einzelnen Buchstaben Worte zusammen sezen bis es ohne Vorschrift zu schreiben weiß. |
II.9 | Wie lange dauert täglich die Schule? |
Am Morgen daurt sie von 9 bis halb 12 Uhr, Nachmittag von 1 bis halb 4 Uhr. |
II.10 | Sind die Kinder in Klassen geteilt? |
So nothwendig in einer wohleingerichteten Schule die Klasseneintheilung ist, eben so unmöglich ist sie in einer Schule, in welcher eine dieß, der andere das lernt, der eine dieß, der andere ein anders Schulbuch hat; folglich kann in Flums keine Eintheilung in Klassen statt haben. |
III. Personal-Verhältnisse. | ||
III.11 | Schullehrer. | |
III.11.a | Wer hat bisher den Schulmeister bestellt? Auf welche Weise? |
Der Schullehrer ist bis dahin imer von den Bürgern der ganzen Gemeind bestellt, und durch das Hände aufheben oder Mehren erwählt worden |
III.11.b | Wie heißt er? |
Der Dermalige Schulmeister heißt mit Namen Caspar Joseph Staub. |
III.11.c | Wo ist er her? |
Der Dermalige Schulmeister ist von Menzingen gebürtig. |
III.11.d | Wie alt? |
Der Dermalige Schulmeister 24 Jahr alt. |
III.11.e | Hat er Familie? Wie viele Kinder? |
Der Dermalige Schulmeister unverheirathet ohne Kind; hat eine Magd. |
III.11.f | Wie lang ist er Schullehrer? |
Der Dermalige Schulmeister anfangs 5 Jahr Schulmeister |
III.11.g | Wo ist er vorher gewesen? Was hatte er vorher für einen Beruf? |
Der Dermalige Schulmeister hielt sich vorher zu Menzingen auf, und lag dem Studieren ob. |
III.11.h | Hat er jetzt noch neben dem Lehramte andere Verrichtungen? Welche? |
Der Dermalige Schulmeister versieht jezt noch neben der Schul die Orgel. |
III.12 | Schulkinder. Wie viele Kinder besuchen überhaupt die Schule? |
||[Seite 3] die Zahl der Schulkinder ist in dießer so großen Gemeind sehr klein, anstatt daß etwann 200 gehen könten, gehen nicht mehr als 55. |
III.12.a | Im Winter. (Knaben/Mädchen) |
Knaben 43. Mädchen 12. |
III.12.b | Im Sommer. (Knaben/Mädchen) | |
IV. Ökonomische Verhältnisse. | ||
IV.13 | Schulfonds (Schulstiftung) | |
IV.13.a | Ist dergleichen vorhanden? |
Es ist keiner Vorhanden. |
IV.13.b | Wie stark ist er? |
Die Einkünften des Schuldiensts fließen aus dem Schulgeld, Stiftungen, der Gemeinds Casse, und aus den zusammengelegten Geldern der Haußväter. |
IV.13.c | Woher fließen seine Einkünfte? |
Von dem Armenguth fließt jährlich 5 fl. 30 xr. samt einem wöchentlichen Forkißer brod ungefähr 11 xr. im Werth. |
IV.13.d | Ist er etwa mit dem Kirchen- oder Armengut vereinigt? | |
IV.14 | Schulgeld. Ist eines eingeführt? Welches? |
Von den Vermöglichen wird Schulgeld von jedem Kind wöchentlich 1 Bazen, und täglich ein Scheitt gefordert, in Ermanglung des Holzes aber wöchentlich 2 Bazen. Von den Aermern hab ich noch kein Schulgeld angenommen. |
IV.15 | Schulhaus. | |
IV.15.a | Dessen Zustand, neu oder baufällig? |
Dießes ist in einem schlechten Zustand, und sehr baufällig. |
IV.15.b | Oder ist nur eine Schulstube da? In welchem Gebäude? |
Seit dem Einmarsch der Fränkischen Truppen in unsren District wird in dem Caplaneyhauße der Grodischen Pfrunde die Schule gehalten: weil das eigentliche Schulhauß dem Militär zur Wachtstube dienen muß. Wenn das ebengesagte grodische Pfrundhauß um etwas geräümiger wäre, so schikte es sich viel beßer zur Schule, sowohl den Kindern, als dem Lehrer. |
IV.15.c | Oder erhält der Lehrer, in Ermangelung einer Schulstube Hauszins? Wie viel? | |
IV.15.d | Wer muß für die Schulwohnung sorgen, und selbige im baulichen Stande erhalten? |
Für die Schulwohnung muß die Gemeinde sorgen, und selbe auch in baulichem Stande erhalten. |
IV.16 | Einkommen des Schullehrers. | |
IV.16.A | An Geld, Getreide, Wein, Holz etc. |
An Geld 209 fl. 51 xr, und an Schulholz ungefähr 7 fl. |
IV.16.B | Aus welchen Quellen? aus |
Quellen daraus es fließet: |
IV.16.B.a | abgeschaffenen Lehngefällen (Zehnten, Grundzinsen etc.)? | |
IV.16.B.b | Schulgeldern? |
ungefähr 15 fl. |
IV.16.B.c | Stiftungen? |
mit Einschluß der obigen 5 fl. 30 xr. vom Armenguth 39 fl. 27 xr. |
IV.16.B.d | Gemeindekassen? |
15 fl. 24 xr. |
IV.16.B.e | Kirchengütern? | |
IV.16.B.f | Zusammengelegten Geldern der Hausväter? |
140 fl. |
IV.16.B.g | Liegenden Gründen? | |
IV.16.B.h | Fonds? Welchen? (Kapitalien) | |
Bemerkungen | ||
Schlussbemerkungen des Schreibers |
Erste Anmerkung. Wenn den jungen Bürgern Verstand und Aufklärung solle beygebracht {werden} so sollten die Eltern alle Kinder, so die Schule besuchen könten und zwar die ganze Schulzeit in die Schule schiken. Wenn ein Kind den einten Winter etwa 2 od 3 Wochen in die Schule geht, und es während dießer Zeit die Kentniß der Buchstaben erlanget, und die Regeln des Buchstabierens ein wenig anfängt zu begreiffen; und dann aufhört in die Schule zu gehen, wird es dann das ganze Jahr hindurch das Gelernte nicht wieder vergessen? wo es doch, wenn es die ganze Schulzeit die Schule besuchen würde, auf das wenigste die Gründe zum Lesen und Schreiben faßen, und das gelernte nicht so leicht wieder vergeßen thäte |
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Unterschrift |
Flums den 3ten Merz 1799. Republikanischer Gruß von Casparo Josepho Staub. Schulmeister Flums |