Osterfingen (Transkription Nr. 990)

Schulort:	Osterfingen
Konfession des Orts:	reformiert
Signatur der Quelle:	BAR B0 1000/1483, Nr. 1456, fol. 149-152v
Standort:	Bundesarchiv Bern

Kanton 1799:	Schaffhausen
Distrikt 1799:	Klettgau
Agentschaft 1799:	Osterfingen
Kirchgemeinde 1799:	Osterfingen

Ort/Herrschaft 1750:	Schaffhausen
Kanton 2015:	Schaffhausen
Gemeinde 2015:	Wilchingen

In dieser Quelle werden folgende 2 Schulen erwähnt:

Osterfingen (Niedere Schule, reformiert)
Osterfingen (Niedere Schule, Nachtschule, reformiert) (Eindeutige Textstellen markieren)

Antwort des Schulmeisters von Osterfingen auf die an ihn gethanen Fragen

I. Lokal-Verhältnisse.
I.1	Name des Ortes, wo die Schule ist.	Osterfingen
I.1.a	Ist es ein Stadt, Flecken, Dorf, Weiler, Hof?	ist ein dorf
I.1.b	Ist es eine eigene Gemeinde? Oder zu welcher Gemeinde gehört er?	eine eigene Gemeinde
I.1.c	Zu welcher Kirchgemeinde (Agentschaft)?	macht eine besondere Kirchen gemeind u: agentschaft auß
I.1.d	In welchem Distrikt?	gehört zum distrikt Klägäu
I.1.e	In welchen Kanton gehörig?	Kanton Schafhausen
I.2	Entfernung der zum Schulbezirk gehörigen Häuser. In Viertelstunden.
I.3	Namen der zum Schulbezirk gehörigen Dörfer, Weiler, Höfe.	zum Schulzbezirk gehört ein Baad u: Würthshauß
I.3.a	Zu jedem wird die Entfernung vom Schulorte, und	ein viertel stund vom Schulort entfernt.
I.3.b	die Zahl der Schulkinder, die daher kommen, gesetzt.	daher Kommen Kinder in die Schul.
I.4	Entfernung der benachbarten Schulen auf eine Stunde im Umkreise.	Banachbarte Schulen sind.
I.4.a	Ihre Namen.	a. wilchingen eine Halbe Stund. b. Neunkirch eine Stund von Osterfingen entlegen
I.4.b	Die Entfernung eines jeden.
II. Unterricht.
II.5	Was wird in der Schule gelehrt?	das Buchstabieren, lesen, auswendig lernen im Catechismus und in liedernbüchern und das Psalmensingen, wenige darvon Schreiben und rechnen in der Tag Schul, in der Nacht Schul Schreiben der gröste theil und einige Sind die auch rechnen
II.6	Werden die Schulen nur im Winter gehalten? Wie lange?	\|\|[Seite 2] die Schul wird im Sommer und winter gehalten Jm Sommer erscheinen aber nur die Kleinen Kinder, die grösern Tag Schuler Kommen von Martini Bis Ostern
II.7	Schulbücher, welche sind eingeführt?	Es sind volgende Bücher eingeführt der Kleine und grose Heidelbergische Catechismus das Neüe Testament, das Buchstabier und Lese büchlein von Johannes bühl, und gellers Lieder und Historien
II.8	Vorschriften, wie wird es mit diesen gehalten?	die vorschrieften machte Bißher der Schulmeister
II.9	Wie lange dauert täglich die Schule?	Jm winter dauert die Tag Schul des Tages 6 Stunden, die Sommer Schul des Tages 2 Stunden die Nacht Schüler von Martini Biß Liechtmeß Abends von 6. Biß 8 uhr.
II.10	Sind die Kinder in Klassen geteilt?	Die Kinder Konten Bißher nur eine Clase auß machen, da nur wenige der gröseren, die in die Tag Schul gehörten Kommen
III. Personal-Verhältnisse.
III.11	Schullehrer.
III.11.a	Wer hat bisher den Schulmeister bestellt? Auf welche Weise?	vor mals wehlte der Schullehrer, in gegenwart eines jeweiligen Landvogts, von dem er examiniert wurde der Pfarrer und die 3 ersten vorgesezten
III.11.b	Wie heißt er?	der Schulmeister Heißt, Hs Jacob deüber
III.11.c	Wo ist er her?	er ist von Osterfingen
III.11.d	Wie alt?	er ist ANO 1737 DEN 17TEN JUNY gebohren
III.11.e	Hat er Familie? Wie viele Kinder?	Hat eine Frau und 4 Kinder
III.11.f	Wie lang ist er Schullehrer?	Hat den Schuldienst angetreten den 17 TEN 9BRIS #1770##
III.11.g	Wo ist er vorher gewesen? Was hatte er vorher für einen Beruf?	Er hielt sich stäts in seinem geburts ort auf
III.11.h	Hat er jetzt noch neben dem Lehramte andere Verrichtungen? Welche?	da der Schul dienst ihn nicht ernähren Könte \|\|[Seite 3] Weil er sehr gering ist, So mußte er Seyne grundstük Helfen Besorgen neben der Schule,
III.12	Schulkinder. Wie viele Kinder besuchen überhaupt die Schule?	die Zahl der Schul Kinder über Haupt ist a. Tag Schuler im winter sind 46 [Summe] Knaben 19 Mädchen 27 b. Nacht Schuler 38 Knaben c. Sommer Schuler 29 [Summe] Knaben 13 mädchen.16. Es kammen einige aber bisher unfleissig, und wurden einen gutentheil, zu frühe aus der Schul Hinweg genomen, wo sie erst recht zu lernen anfangen Solten, dieses geschicht mehrentheils Bey viellen Bürgern wegen der armuth das sie die Kinder früh zeitig in dienst geben müsen
III.12.a	Im Winter. (Knaben/Mädchen)
III.12.b	Im Sommer. (Knaben/Mädchen)
IV. Ökonomische Verhältnisse.
IV.13	Schulfonds (Schulstiftung)
IV.13.a	Ist dergleichen vorhanden?	Schulfond ist Kein Besondern da. das Kirchen- vorzuglich aber das armen gütlein dient zum theil zu diesem Fond
IV.13.b	Wie stark ist er?
IV.13.c	Woher fließen seine Einkünfte?
IV.13.d	Ist er etwa mit dem Kirchen- oder Armengut vereinigt?	Schulfond ist Kein Besondern da. das Kirchen- vorzuglich aber das armen gütlein dient zum theil zu diesem Fond
IV.14	Schulgeld. Ist eines eingeführt? Welches?	Schul gelt Jm winter Bezalt jedes Kind wöchentlich 2 xr., und der Nacht Schüler für den ganzen winter 12 xr., wofür der Schulmeister so wie in der Tag Schul, noch dinten federn und Papier geben muß.
IV.15	Schulhaus.
IV.15.a	Dessen Zustand, neu oder baufällig?
IV.15.b	Oder ist nur eine Schulstube da? In welchem Gebäude?	die Schulstuben die dem Schulmeister zu gehört und die er wegen Kösten welche der Staat in die selbe Verwendete, als mann sie zur Schul stuben einrichtete, der gemeind für So lange zum gebrauch zu geben \|\|[Seite 4] Biß eine eigene erbauet wird, oder so lang er Schulmeister den dienst selbsten versehen Kann die selbe ist heiter, aber nicht geräümig genug weilen zwey Haltungen darrinen wohnen müsen die Nacht Schüler müsen abgetheilt werden der Eigenthümer muß die Schul stuben im stand erhalten
IV.15.c	Oder erhält der Lehrer, in Ermangelung einer Schulstube Hauszins? Wie viel?
IV.15.d	Wer muß für die Schulwohnung sorgen, und selbige im baulichen Stande erhalten?
IV.16	Einkommen des Schullehrers.
IV.16.A	An Geld, Getreide, Wein, Holz etc.	A. an geld, {39 fl. 8 xr.} Getreide 4 Mutt Holz 2 fuhren. B. auß dem armen gütlein Haus zinß 12 fl. C. auß der ST.CATHARINA Pfleg zu Neünkirch. vor das morgengebet am samstag 2 Mutt Korn vor die Sommer Schul. auß dem gemeind gütlein 2 Frt Korn auß dem Kirchen Gütlein 2 fl. auß dem armen gütlein 5 fl. Aus dem Kirchen gütlein vor das vorsingen in der Kirchen und Schul. 6 Frt. Korn das Schulgelt 32 fl. 8 xr.
IV.16.B	Aus welchen Quellen? aus
IV.16.B.a	abgeschaffenen Lehngefällen (Zehnten, Grundzinsen etc.)?
IV.16.B.b	Schulgeldern?
IV.16.B.c	Stiftungen?
IV.16.B.d	Gemeindekassen?	A. an geld, {39 fl. 8 xr.} Getreide 4 Mutt Holz 2 fuhren. B. auß dem armen gütlein Haus zinß 12 fl. C. auß der ST.CATHARINA Pfleg zu Neünkirch. vor das morgengebet am samstag 2 Mutt Korn vor die Sommer Schul. auß dem gemeind gütlein 2 Frt Korn auß dem Kirchen Gütlein 2 fl. auß dem armen gütlein 5 fl. Aus dem Kirchen gütlein vor das vorsingen in der Kirchen und Schul. 6 Frt. Korn das Schulgelt 32 fl. 8 xr.
IV.16.B.e	Kirchengütern?
IV.16.B.f	Zusammengelegten Geldern der Hausväter?
IV.16.B.g	Liegenden Gründen?
IV.16.B.h	Fonds? Welchen? (Kapitalien)
Bemerkungen
	Schlussbemerkungen des Schreibers	Randnotiz \|\|[Seite 5] Anmerkung: Der Pfarrer von Osterfingen nimmt sich die Freyheit denen Antworten des Schullehrers hier einige Anmerkung. beyzufügen. Schon im Jul. 1798. zeigte ich in der Beantwortung der mir vorlegten Fragen umständlich an, wie sehr mittelmäßig der Zustand der Schule in Osterfingen vor der Revolution beschaffen war; wie da alle Kenntnisse, die uns einigermassen entbehrlich schienen, oder nicht augenbliklich äüßen Vortheil versprachen, für die meisten Gemeindsgenossen wenig Jntereße hatten. Wie die bisherige Lehrart wenig besser war, als sie im vorigen Jahrhundert gewesen in den gewöhnlichen Landschulen gewesen seyn mag; was, wie es schien, für Bedürfnisse in der Gemeinde aufzuwachen anfiengen, seitdem die Zeitereignisse in unser alten Verhältnissen alles so sehr umänderten ud. so ganz andere Aussichten, Hofnungen ud. Erwartungen Raum gaben; wie man sich, wie ich zu bemerken glaubte, \|\|[Seite 6] auch in Osterfingen zum eigentlichen Bürger umgeschaffen fühlte u. sich deswegen genöthiget sahe, sich auch zum wahren, freyen Bürger zu bilden; wie man deswegen die Jugend fleissiger in die Schule schiken wolte ud. nach weiter gehendem Unterrichte #lästern## wurde; wie, bey der Überzeügung, wie nothwendig es sey, die aufgewachten neüen Bedürfniße so gut möglich zu befridedigen, auch ich dießfalls das meinige beytragen wolte; wie ich der Gemeinde anbot, den bemerkten bessern Willen sich unterrichten zu lassen zu benuzen, ud. einem Theil der Jugend einstweilen selbst nach meinem Vermögen einen Theil des benöthigten Unterrichtes zugeben; Wie man mir dann 10, grossentheils fähige ud. Lernbegierige Jünglinge von 14. bis 19. Jahren eine zeitlang zusandte, so oft ich sie verlangte, ud. was für Bücher ich zu meinem Unterrichte wählte. Nun muß ich aber leider anzeigen, daß dieser Eifer wieder abnahm. Man glaubte in einer gar zu kurzen \|\|[Seite 7] Zeit das Erforderliche erlernen zu können, ud. die Eltern machten sich überhaupt einen irrigen Begriff von dem benöthigten Unterrichte, ud. schienen sonst durch mancherley Umstände den Muth verloren zu haben. Es kam die Sommers-Zeit, wo die Knaben der häüfigen Geschäfte wegen für eine Zeitlang nicht zu mir kommen konnten, ud. blieben dann für beständig aus, weswegen ich mich dann, wie aus meinen lezten Antworten erhellet, entschloßen habe, meine zuerübrigenden Stunden einer Anzahl Knaben von Neünkirch zu widmen, welche zugleich in der lat. Sprache Unterricht verlangten. Auch fieng man an die Schule weniger zu besuchen ud. alte Unregelmässigkeiten schlichen sich wieder ein. Jzt scheint man wieder einzusehen, daß es so nicht gehen könne. die Municipalität unterredete sich mit mir, ud. zeigte sich geneigt mich künftig aufs nachdrüklichste zu unterstüzen, wenn ich nun von neüem einen Versuch wagen wolle, die Schule \|\|[Seite 8] in einen erträglichen Zustand zu bringen; sie machten sich anheischig mit Ernst darauf zu sehen, daß bestimmte Massregeln, die ich ihr nun vorlegen werde, genau befolget werden. da man nun wohl bald einer allgemeinen Schul-Reform in ganz Helvetien wird entgegen sehen dörfen, so wollen wir deswegen für ein mal weiter nichts wesentlich Neües einführen, sondern einstweilen nur darauf sehen, daß das, was nach der alten Schuleinrichtung gelernet werden kann, wirklich in einer regelmässigen Ordnung gelernet werde u. daß man sich es auf eine zu hofende bessere Lehrart vorbereite. Neünkirch den 22. Febr. 1799 J. K. Hüninger. Pfarrer z. Osterfingen
	Unterschrift	OSTERFINGEN DEN 22TEN FEBR 1799 Hs Jacob deüber Schulmeister

Zitierempfehlung:

Schmidt, H.R. / Messerli, A. / Osterwalder, F. / Tröhler, D. (Hgg.), Die Stapfer-Enquête. Edition der helvetischen Schulumfrage von 1799, Bern 2015, Nr. 990: Osterfingen, [http://www.stapferenquete.ch/db/990].

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