Grosshöchstetten (Transkription Nr. 1051)

Schulort Grosshöchstetten
Konfession des Orts: Reformiert
Signatur der Quelle: BAR B0 1000/1483, Nr. 1431, fol. 59-62v
Standort: Bundesarchiv Bern
Kanton 1799: Bern
Distrikt 1799: Höchstetten
Agentschaft 1799: Lätthubel
Kirchgemeinde 1799: Grosshöchstetten
Ort/Herrschaft 1750: Bern
Kanton 2015: Bern
Gemeinde 2015: Grosshöchstetten
In dieser Quelle wird folgende Schule erwähnt:
  • Grosshöchstetten (Niedere Schule, reformiert)

BEANTWORTUNG DER FRAGEN über den SCHUHL ZUSTAND.

I. Lokal-Verhältnisse.
I.1Name des Ortes, wo die Schule ist.

GROSSHÖCHSTETTEN.

I.1.aIst es ein Stadt, Flecken, Dorf, Weiler, Hof?

Ja. es ist eine Dorfschafft samt etlichen darum sich befindenden Häüßern.

I.1.bIst es eine eigene Gemeinde? Oder zu welcher Gemeinde gehört er?

Es ist wohl eine eigene Gemeine, aber nicht ein mahl der Viertel zu einer Kirchörj.

I.1.cZu welcher Kirchgemeinde (Agentschaft)?

Es gehört zur Kirchhörj Groß Höchstetten in die Agentschafft des Bürger Niklaus Luginbühls auf dem Lätthubel, welche agentschafft sich über die halbe Kirchgemeine Erstrekt, als Höchstetten und Oberthal Viertel.

I.1.dIn welchem Distrikt?

zum Distrikt Höchstetten.

I.1.eIn welchen Kanton gehörig?

Zum Canton Bern.

I.2Entfernung der zum Schulbezirk gehörigen Häuser. In Viertelstunden.

Jm Umkreis von einer 4.tel Stunde sind 28 auseinander zerstreüte Häüßer, rings ums Dorf herum.

I.3Namen der zum Schulbezirk gehörigen Dörfer, Weiler, Höfe.

aus dießen ob bemelten 28. Häüßern kommen 17. Kinder, denne kommen vom Schönenwasen Hof u. Möschberg, welches sonst ins Oberthal gehört. 9. Kinder Die sind auhgar nicht über eine 4tel Stunde entlegen.

I.3.aZu jedem wird die Entfernung vom Schulorte, und
I.3.bdie Zahl der Schulkinder, die daher kommen, gesetzt.
I.4Entfernung der benachbarten Schulen auf eine Stunde im Umkreise.
I.4.aIhre Namen.

Oberthal, Zäziwyl, Gmeis, Conolfingen Wyl, Biglen, Arnj

I.4.bDie Entfernung eines jeden.

gegen ost: Liegt Oberthal eine Stund von hier, Zäziwyl eine Halbestund, gegen Süd u. Südweste Gmeis und Conolfingen jede 1/2. Stund; Gegen West, Wyl 1/2 stund; Gege Norden. Biglen 1/2. und Arnj eine ganze Stunde.

II.10Sind die Kinder in Klassen geteilt?

Jn etwas sind sie wohl in 3. Klaßen getheilt, an bey doch nicht Abwechselnd wie zu wünschen, sondern die Knabe und Töchter komen und gehen alle mit einander, wenn die Zeit möchte eingetheilt werden, ohne Zweifel könnte man Sie mit mehrerm Nuzen anwenden.

II. Unterricht.
II.5Was wird in der Schule gelehrt?

||[Seite 2] Buchstabenkennen, Buchstabieren Lesen, Psalmen Musik aber nicht dem Takt gemäß, wie zu wünschen wäre; sondern nur nach altem Gebrauch, Etwas wenigs im Halleluja vom Bachofen; auch anfangs Gründ im Schreiben. (Zur Bemerkung melde) So bald aber Viele Eltern Glauben, Jhre Kinder können sich selbst hüten, von der Arbeit ist nur nichts zu reden, so werden Sie der Schuhle entzogen. Doch gehört hier noch nicht alles unter gleiche Claße.
Die Arimethik ist noch schwach! Geographia ist so weit die Augen sehen. allso sehr dunkel, doch wären hier noch Kinder von fähigkeit; Wenn nicht der gemeine Ruf (Es nüze nichts) die Saat als durch eine Kälte Zug efrört machte.
O Himel schenke doch einen Funken von der wahren Aufkärung, damit doch der Allzuvest angewurzelte Jrr und Aberglaube, von dem Liechte möchten durch schimmert, und die Ewigen Unnüzen Vor Urtheile besiegen möchten.
Auch ist noch in Übung die Auß Lernung des HeidelBergers, Psalmen, Festlieder. Capitel aus dem Neüen Testament.

II.6Werden die Schulen nur im Winter gehalten? Wie lange?

Die Winterschuhle fängt nach Martinj an, und Endet nach Maria verkündung. Jm Sommer werden drey Wochen Schuhlgehalten.

II.7Schulbücher, welche sind eingeführt?

Schuhl Bücher, ist die Bibel welche die Gemeind mit Beysteür des B: Pfarers angeschafft, das einzige. Alle andre Bücher als; Nahmen, Frag, Psalm, Historj Testament, Untericht, und Lessebuch, schaffen die Eltern selbst an.

II.8Vorschriften, wie wird es mit diesen gehalten?

||[Seite 3] Vorschrifften mache ich Jhnen selbst, bis sie können Worte Schreiben, hernach thue ich ihnen etwas in die Feder Diktieren.

II.9Wie lange dauert täglich die Schule?

Vormitag 2 Stund, Nachmitag 2. bis. 3. Stunden.

III. Personal-Verhältnisse.
III.11Schullehrer.
III.11.aWer hat bisher den Schulmeister bestellt? Auf welche Weise?

Jch bin durch förmliches Examen vor dem Pfarer und damahligen Vorgesezten Erwehlt, und vom verstorbenen Venner Willading auf das abgelegte Examen bestätigt worden.

III.11.bWie heißt er?

Christian Köhlj.

III.11.cWo ist er her?

Gebürtig vom Saneng'steig: aber nie daselbst gewohnt, sondern gebohren und Erzogen im Canton Bern wohl aber in der Jugend meinen Aufenthalts Ort verändret.

III.11.dWie alt?

24. 1/2. Jahr.

III.11.eHat er Familie? Wie viele Kinder?

vor 3 1/2 Jahr mich alhier verheürathet und habe ein Kind.

III.11.fWie lang ist er Schullehrer?

an hiesigem ort bald 6. Jahr, vorher aber ware ich in einem Partikular Haus als Lehrer in Contition Etlich Monate gestanden.

III.11.gWo ist er vorher gewesen? Was hatte er vorher für einen Beruf?

Vorhero ware ich vast allezeit bey den Eltern Jn dem mich der Vater zur Schumacher Profeßion mit etc. ||[Seite 4] mit sich nach gezogen. Zwischen der Schuhle ich dieselbe noch brauche, es giebt mir zwar vast keine Zeit darzu.

III.11.hHat er jetzt noch neben dem Lehramte andere Verrichtungen? Welche?

gegenwärtig sind meine Verrichtungen Zwischen der Schuhle nicht viel als erwehlter Munizipalitäts Schreiber, Jhre Verhandlungen auf zuschreiben.

III.12Schulkinder. Wie viele Kinder besuchen überhaupt die Schule?

SCHUHL KINDER. sind eingeschreibene 95. worunter 50. Knaben: Mädchen 45. Jm Durchschnitte der Jahren ist die Anzahl bey 100. Kinder.

III.12.aIm Winter. (Knaben/Mädchen)

Uberhaupt bey gutem Wetter im Winter im Durchschnite besuchen die Schuhle bey 45. Kinder, wovon die Stärkere Hälfte Knaben die schwächere Hälfte Mädchen sind.

III.12.bIm Sommer. (Knaben/Mädchen)

Jm Sommer geht es hingegen so schlecht in unordnung hin, das selbigs nicht kan und nicht ein mahl verdient bestimt zu werden.

IV. Ökonomische Verhältnisse.
IV.13Schulfonds (Schulstiftung)
IV.13.aIst dergleichen vorhanden?

Ja.

IV.13.bWie stark ist er?

Es ist: 192. kr: nen.

IV.13.cWoher fließen seine Einkünfte?

von vergabungen von Bürgern hiesiger Gemeine die es absolut bestimt haben das es am Examen der Zins davon solle ausgetheilt werden:

IV.13.dIst er etwa mit dem Kirchen- oder Armengut vereinigt?

Jst mit nichts vereinbart oder Gemein.

IV.14Schulgeld. Ist eines eingeführt? Welches?

Jst neben dem obbemelten noch als von Alters her etc. ||[Seite 5] her aus dem Kirchen oder Gemeinds Sekel für diese Schuhle am Examen auszutheilen gegeben worden Leztlich im Durchschnit 5 1/2 kr: Von welchem Schulgelde der Bürger Pfarrer Fischer, beyr Lezten Rechnung Ablag die Anmerkung gemacht man sollte dieses können ersparen; Dem Bürger Pfarrer ward aber für seine Einsicht in der Lezten Paßatian vom Venner vom Büren gedankt; welcher doch anbey der Schuhle die Fortsezung der Entrichtung des SchuhlGelds zugesprochen.

IV.15Schulhaus.
IV.15.aDessen Zustand, neu oder baufällig?

Sehr alt, mus jeweilen um den Zusamensturz zu verhüten, Repariert werden.

IV.15.bOder ist nur eine Schulstube da? In welchem Gebäude?

Jm nehmlichen Schulhauße ist zwar jezt eine Ordentliche Schulstuben, vor 3. Jahren, aus zweyen gemacht worden. für den Schulmeister ist keine ordentliche Wohnung, Es ist ein sehr Enges kleines gegen Norden in die Bäume gekehrtes Stüblj; darin die Kirchhörj den Dorf Prophos mit, einer zusamen gesezten Haus haltung von 5. Armen Persohnen sucht zu Erhalten. Neben dem hat die Gemeind noch einer alten Frau von Redreichem Temparement, Die im Umgang sein soll, Jhr Nacht Quatier in einem obern Zimmer verzeigt.

IV.15.cOder erhält der Lehrer, in Ermangelung einer Schulstube Hauszins? Wie viel?

der Lehrer bekomt schon vor einichen Jahren her; Das Er der Gemeind das Schul-||[Seite 6] Schul Hauß überläßt eine Sum von 5. kr: nen.

IV.15.dWer muß für die Schulwohnung sorgen, und selbige im baulichen Stande erhalten?

Die Gemeind besorgt die Schulwohnung samt Beholzung!

IV.16Einkommen des Schullehrers.
IV.16.AAn Geld, Getreide, Wein, Holz etc.

1. 1./2.tel Klafter {Dannig} Holz.

IV.16.BAus welchen Quellen? aus
IV.16.B.aabgeschaffenen Lehngefällen (Zehnten, Grundzinsen etc.)?

nichts

IV.16.B.bSchulgeldern?
IV.16.B.cStiftungen?
IV.16.B.dGemeindekassen?

die Gemeind bezahlte Ehe deßen an Schul- Einkomen 20. kr: nen und den die obbemelten fünf Kronen wegen überlassung oder nichts Nuzung des Schulhaußes zahlt auch die Gemeind. Mir aber hat sich die Gemeind Erkentlich gezeigt. Jndem Sie den Schullohn mit 5 kr. nen zu einem Trink gelt so lang ich in solchem Eifer fortfahre, in diesen Zeiten verbeßert. Das also das ganze Schul Einkommen in 30. kr: nen besteht und von dem Gemeinds Sekelmeister kan bezogen werden: Auch etwas an Milthen Wohlthaten.

IV.16.B.eKirchengütern?

nichts

IV.16.B.fZusammengelegten Geldern der Hausväter?

Eben das obbemelte Schul Einkommen wird durch das zusamen Legende Geld der Haus Vätter dem Sekelmeister eingehändigt, der noch darauf thun Muß; Bis es das gesegnete Einkommen eines Schuldieners Entwerfen mag.

IV.16.B.gLiegenden Gründen?

Die sich beym Schulhauße befinden Gärten werden dem Dorf Porphos im Akord zur Nuzung übertragen.

IV.16.B.hFonds? Welchen? (Kapitalien)

Weis von keinem.

Bemerkungen
Schlussbemerkungen des Schreibers

||[Seite 7] PERSOHNAL ANMERKUNG:
Schon bey meinem Examen ware mir in meiner Äüßerstten Untüchtigkeit, Die Haltung der Winterkinderlehr übertragen und angedungen worden, ohne das die Gemeine darfür belohnt. auch daher einmahl nichts empfangen. Deßwegen nicht etwan Belohnung begehrte: vielmehr deßen Enthoben zu seyn. {||[Seite 8] Auch ware selbige von den Ehemahls gewesenen Bürgern Seelsorgern selbst gehalten worden und eine solche Wichtige Heils Sache, nicht nur als eine Kleinigkeit dem Schwachen Schuhl Lehrer übertragen worden.}
Uberige Anmerkungen betreffend! Die Überlaße ganz der Zutraulichen Einsicht der Bürger Gesezgeber. Jch hoffe Sie werden den Sich öfters geäüßerten Wünschen des blühenden Blicks, Helveitisch: Republik am ersten in guter Einrichtung der Land Schuhlen, worauf die Volks Aufklärung erfolgt entsprochen sehen. Den ich versichere Sie, das der Schöpfer der Land und Stadt Bürger, auch den Landbürgern Talente schenkt, Wen nur diese Talente möchten mit den Geistes Kräften möchten gebildet werden, so würde man bald Menschen genug finden, Die so wohl die Fähigkeit hätten, Bürgerliche Bediennungen zu verstehen. als Stadt Bürger. u. s. w. Jch habe auch das wohlgegründete Zutrauen zu den Bürgern Gesezgebern, Das wann einsten unser Repbuplikanische Staad; durch Zwekmäßige Einrichtung zu besserm Vermögen gekommen, ich Hofnung fühlen kan, Daß auch unsere niedrig scheimende Claße ohne Jmerwährendes Anhalten, und Bettlen um beßren Lebens Unterhalt werde Erhört werden. Die Beschaffenheit der Sach empfiehlt sich selbst; Jch schmeichle mir nicht, Sie versicheren zu können, Daß noch ein schöner Theil Schuhl Lehrer zu begnügen wäre.

Unterschrift

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