Unterort (Transkription Nr. 120)

Schulort: Unterort
Konfession des Orts: reformiert
Signatur der Quelle: BAR B0 1000/1483, Nr. 1421, zwischen fol. 31v-32
Standort: Bundesarchiv Bern
Kanton 1799: Zürich
Distrikt 1799: Horgen
Agentschaft 1799: Wädenswil
Kirchgemeinde 1799: Wädenswil
Ort/Herrschaft 1750: Zürich
Kanton 2015: Zürich
Gemeinde 2015: Wädenswil
In dieser Quelle werden folgende 2 Schulen erwähnt:

14.02.1799

GRÜNDLICHER BERICHT ÜBER DEN ZUSTAND DER SCHUL AM UNDEREN ORT. IN DER REINERISCHEN AGENTSCHAFT DER GEMEIND WÄDENSCHWEIL. JM CANTON ZÜRICH
Den 14. Tag Hornung 1799. Schulmeister Jacob Jsler, Am Underen Ort

I. Lokal-Verhältnisse.
I.1 Name des Ortes, wo die Schule ist.

||[Seite 2] Dieße Schule ist am Under Ort, der Gemeind Wädenschweil.

I.1.a Ist es ein Stadt, Flecken, Dorf, Weiler, Hof?

Es ist ein Weiler, oder Hof.

I.1.b Ist es eine eigene Gemeinde? Oder zu welcher Gemeinde gehört er?

Es ist keine eigne Gemeine, er gehört zu der Gemein Wädenschweil

I.1.c Zu welcher Kirchgemeinde (Agentschaft)?

Er gehört zu der KirchGemein Wädenschweil, und zu der Reinerische Agentschaft.

I.1.d In welchem Distrikt?

Zu dem Distrikt Horgen

I.1.e In welchen Kanton gehörig?

Zu dem Canton Zürich

I.2 Entfernung der zum Schulbezirk gehörigen Häuser. In Viertelstunden.

Jn dem Umkreiß der nächsten viertelstund ligen 27. Häusser. Jn der zweiten viertelstund Ligen 8. Häusser. Jm Umkreiß der 3.ten viertelstund weißt man nach nicht ob man zu dieser Schul komt Oder nicht: weil man noch kein Schul Haus hat, und man nicht einig ist, wo man das selbig setzen wölle.

I.3 Namen der zum Schulbezirk gehörigen Dörfer, Weiler, Höfe.

||[Seite 3] Haupt ort der Schul biß dato. Unter Ort Oder Naglikon. von da komen 49. Kinder ist im Umkreiß der Ersten viertelstund.
2. Ober Ort. ist die zweyte viertelstund, von da komen 15. Kinder, welche jetz aber wegen der weite die Schul nicht besuchen.
3. Hof Stein acher eine 1/2 viertelstund 6. Kinder.

I.3.a Zu jedem wird die Entfernung vom Schulorte, und
I.3.b die Zahl der Schulkinder, die daher kommen, gesetzt.
I.4 Entfernung der benachbarten Schulen auf eine Stunde im Umkreise.
I.4.a Ihre Namen.

Haupt Schul im Dorf Wädenschweil diese ist Doppelt. eine Kleine Stund
Kalchdaren Schul im Berg Wädenschweil eine kleine 1/2 Stund.
Käpfnacht der Gemein Horgen. Eine kleine 1/2 Stund.

I.4.b Die Entfernung eines jeden.
II. Unterricht.
II.5 Was wird in der Schule gelehrt?

Es werden alle Wochen 2. Halbe Tage Buchstabirt 2. Ganze Tage Außwendig gelernt. u: die übrige Zeit von den Grösseren gelesen, Auswendig Buchstabirt. Gsribes gelernt. ||[Seite 4] Geschrieben; Theils Aus Vorschriften, Theils auswendig, und am Samstag Vormittag das durch die Wochen durch gelernte Repidirt.

II.6 Werden die Schulen nur im Winter gehalten? Wie lange?

Die Schul wird im Winter von Martine Biß Zmeyen gehalten, und im Somer 2: Ganze Tag.

II.7 Schulbücher, welche sind eingeführt?

Testament, PsalmenBuch, Zeügnuß, Lermeister Namenbüchli, und Waser Büchlein, wird Außwendig gelernt.

II.8 Vorschriften, wie wird es mit diesen gehalten?

Da wird alle nachmitTag, von den Größeren Wechsels weise, daraus geschrieben, und alle Wochen 2. mahl ausswendig. geschrieben.

II.9 Wie lange dauert täglich die Schule?

5. biß. 6. Stund.

II.10 Sind die Kinder in Klassen geteilt?

So viehl möglich.

III. Personal-Verhältnisse.
III.11 Schullehrer.
III.11.a Wer hat bisher den Schulmeister bestellt? Auf welche Weise?

||[Seite 5] Die Herren Examinatoren. in Zürich.
Sie haben uns im Lessen, Schreiben, Singen Buchstabiren, Bätten, und aus dem verstand, oder wissens Kentnißen Examiniert.

III.11.b Wie heißt er?

Jacob Jsler.

III.11.c Wo ist er her?

Ab Herrlisperg der Gemeind Wädenschweil.

III.11.d Wie alt?

37. Jahr.

III.11.e Hat er Familie? Wie viele Kinder?

Ja.
Kinder 6. 3. Knab: 3 Töchter

III.11.f Wie lang ist er Schullehrer?

Bald 3 Jahr.

III.11.g Wo ist er vorher gewesen? Was hatte er vorher für einen Beruf?

Auf Herrlisperg. Mein Beruf wahre Muselinen Weben, Jch habe auch schon etliche Jahr Singschul gehalten, und 2 Jahr habe ich in der Kirchen vorgesungen, Eh ich Schulmeister ward.

III.11.h Hat er jetzt noch neben dem Lehramte andere Verrichtungen? Welche?

||[Seite 6] Nebet dem Lehramte habe ich noch den Ehmahligen Beruff mit Weben, und der Singschul. am Ort und im Dorf Wädenschweil

III.12 Schulkinder. Wie viele Kinder besuchen überhaupt die Schule?
III.12.a Im Winter. (Knaben/Mädchen)

Knaben 22.
Töchteren 27
49. im Winter.

III.12.b Im Sommer. (Knaben/Mädchen)

Knaben. 16.
Mädchen 20.
36. im Somer.

IV. Ökonomische Verhältnisse.
IV.13 Schulfonds (Schulstiftung)

Schulstiftungen oder Legat sind 485 fl.

IV.13.a Ist dergleichen vorhanden?

Jst bis jetz noch keiner Schul stiftungen oder Legat sind 485 fl. von Diesem hat der alte Schulmeister Straüli Jährlich 19 fl. Zins gehabt, und sind ihm selbige bey seiner Resignierung, von den Herren Examinatoren Lebens Länglich vermacht worden

IV.13.b Wie stark ist er?
IV.13.c Woher fließen seine Einkünfte?

Aus dem Gemeind Gut. und Aus dem Säckli, Oder Armen Gut. aus dem Gmeind Gut ist Jährlich 24 fl. und aus dem Säckli Gut jährlich 12 fl.

IV.13.d Ist er etwa mit dem Kirchen- oder Armengut vereinigt?

Aus dem Kirchen Gut ist 100 fl. an das Holz zum Schul haus geben worden

IV.14 Schulgeld. Ist eines eingeführt? Welches?

||[Seite 7] Keins.

IV.15 Schulhaus.

Keins.

IV.15.a Dessen Zustand, neu oder baufällig?

Es ist keins, aber man hat schon Ano 1796. Holz von Der Ehmahligen {alten} Regierung gekauft, aber bis jetz noch nichts in stand gesetzt.

IV.15.b Oder ist nur eine Schulstube da? In welchem Gebäude?

Es ist wohl eine Schulstuben in des Joseph Sträulis Haus. von welcher aber noch kein Haus Zins ist gegeben worden, so lang ich Schul darinen gehalten habe: Der alte Schulmeister hate ein eigen Haus.

IV.15.c Oder erhält der Lehrer, in Ermangelung einer Schulstube Hauszins? Wie viel?

Keinen.

IV.15.d Wer muß für die Schulwohnung sorgen, und selbige im baulichen Stande erhalten?

Niemand Sorgt darfür, weil es nicht allezeit eine Schulstuben seyn soll.

IV.16 Einkommen des Schullehrers.
IV.16.A An Geld, Getreide, Wein, Holz etc.

An Geld für den Winter 24 fl. und für den Somer 12 fl. für das ganz Jahr 36 fl.
||[Seite 8] An Gedreide, Wein, Holtz? Nichts. versprochen ist es viel mahl worden, aber nie nichts gegeben worden.

IV.16.B Aus welchen Quellen? aus

Aus dem Gmeind Gut fl. 24. aus dem Armen Gut. fl. 12. [Summa] fl. 36. Das sind meine ganze einkönfte, da kan ich die Schulstuben daraus heizen, oder wärmen, Daraus Leben, und alle Spedieren.

IV.16.B.a abgeschaffenen Lehngefällen (Zehnten, Grundzinsen etc.)?

Nichts.

IV.16.B.b Schulgeldern?
IV.16.B.c Stiftungen?

Jch habe von den 19 fl. so dem alten Schulmeister von Den Heren Examinator Lebens Länglich zugekent worden 5 fl. erhalten Anno 1797. sinther nichts mehr ob jetz dieselben 19 mir gehören wünsche ich eine Antwort. Dann der alt Sch: Mest. ist gestorben.

IV.16.B.d Gemeindekassen?

fl. 36.

IV.16.B.e Kirchengütern?

Aus dem Kirchen Gut sind fl. 100 an das Holz zum Schul Hauß gegeben worden.

IV.16.B.f Zusammengelegten Geldern der Hausväter?

Da habe ich nichts, es sind aber, ohn gefehr 600 fl. #verstr## zum Bauen. von den hausv:

IV.16.B.g Liegenden Gründen?

nichts.

IV.16.B.h Fonds? Welchen? (Kapitalien)

von Zürich alle 3. biß 4 Jahr 5 fl. diese hab ich 1 mahl überkomen

Bemerkungen
Schlussbemerkungen des Schreibers

||[Seite 9] Anmerkung. über Das Ganze Schul Wesen
Dieße Ganze Schul wahre Schon allbereit. 6. biß 7 Jahr in einer sehr Kritischen Lage, und Umständen, jmmer wahre Streit, und ver druß. Erstlich wegen dem Alten Schul Meister: und dem Da mahligen Haus Lehrer welchen, ein Theil, und zwahr die entfehrnten damahls haten. und welchen sie bey des alten Resignierung zum Schulmeister begerten, Der andere Theil aber nicht.
Zweitens wegen Dem Schul Hauß mann wahre genöthiget ein Schul Haus zu bauen, und da kan man nicht einig werden, wo man das selbige Setzen wöle. und so Leidet die ganze Schul, und ich insonderheit einen beträchtlichen Schaden. Dann ich habe sozusagen keine ||[Seite 10] Besöldung für meine Arbeit. Jch wohnne in einer Stuben, in welcher ich Schul halten muß. Jch habe weder Holtz, nach Gedreid, nach, Wein, und dieße Stube braucht mehr Heize, als mein Ganz Compident für das ganze Jahr erträgt. dann sie ist Sehr Baufällig, und unvertheblich und so wünschte ich doch, daß dieß Falls bald eine Beßere einrichtung, dießer Nothwendigkeit wegen geschehe. Dann mit 36 fl. ist es in Gottes nammen nicht möglich. Daß ganze Jahr zu arbeiten: Der Alte Schulmeister Sträüli hat Jährlich 55 fl. und so hoffe ich Doch nicht das ich jmer mit 36 fl. müße verlieb nehmen. Es ist dieß Falls
Dritens Zimlich Streit: Wem die 19 fl. Zins, von den 485 fl. Legat so der alte Schulmeister Sträüli, jmer genutze und bey seiner Resignierung ihm von den Herren Examinatoren nach Lebens Länglich ist zugekent worden, Wem jetz selbige nach seinem Tod gehören; ob der Schulgnoßschaft, zum Bauen: oder ob selbige Dem arbeitenden Schulmeister gehöre wie zu allen Zeiten. selbige seyen Genutzet worden: oder aber nicht.
||[Seite 11] Es ist also mein Herzlicher Wunsch, daß dach auch dieße Schul einmahl in einen Beßeren stand, und auf einen beßeren Fuß gestelt werde. Dann auf dieße Art kan ich mein Brodt in Gottes namen nicht ver dienen, und selbst Die Gute Sach, und mein Beruff Selbst wird durch dieße Schwirigkeiten gehinderet. daß ich mit viehlem verdruß, und Schaden den Wichtigen Beruff. auf welchen doch eine wichtige Rachenschaft folget, viehl mahl. mit wennig Seegen verrichten muß. Also bite ich Underthänigist Jhre Guten Absichten so ich zum voraus aus dießer Aufforderung siehe, so bald als möglich ins Werk zu setzen, mit dem Herzlichen Wunsch, daß Gott Jhre viehl und Große Bemühungen, und Arbeiten, Hier Zeitlich, und dort Ewig vergelten wolle.

Unterschrift

Schul Meister Jacob Jsler am Underen Orrt. Der gemeind Wädenschweil.

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