Obersteckholz (Transkription Nr. 651)

Schulort: Obersteckholz
Konfession des Orts: reformiert
Signatur der Quelle: BAR B0 1000/1483, Nr. 1429, fol. 34-36
Standort: Bundesarchiv Bern
Kanton 1799: Bern
Distrikt 1799: Langenthal
Agentschaft 1799: Unter- und Obersteckholz
Kirchgemeinde 1799: Lotzwil
Ort/Herrschaft 1750: Bern
Kanton 2015: Bern
Gemeinde 2015: Langenthal
In dieser Quelle wird folgende Schule erwähnt:
  • Obersteckholz (Niedere Schule, reformiert)

Beantwortung der fragen, Betreffend die Schule

I. Lokal-Verhältnisse.
I.1 Name des Ortes, wo die Schule ist.

Ober Steckholz.

I.1.a Ist es ein Stadt, Flecken, Dorf, Weiler, Hof?

Weiler.

I.1.b Ist es eine eigene Gemeinde? Oder zu welcher Gemeinde gehört er?

Eine eigene Gemeine.

I.1.c Zu welcher Kirchgemeinde (Agentschaft)?

Zu der Kirchgemeind Lozwyl. Agentschafft Unter und ober Steckholz.

I.1.d In welchem Distrikt?

Zum Districkt Lagenthal.

I.1.e In welchen Kanton gehörig?

Canton Bern.

I.2 Entfernung der zum Schulbezirk gehörigen Häuser. In Viertelstunden.

Jnnert einer Viertelstund, bey dem Schulhaus befinden sich Häuser 43. Ußert einer Viertelstund, eine kleine halbstund von dem Schulhaus sinds Hüser 25.

I.3 Namen der zum Schulbezirk gehörigen Dörfer, Weiler, Höfe.

Wolfmatt, Kleben. Hapkrig.

I.3.a Zu jedem wird die Entfernung vom Schulorte, und

Wolfmatt. und Kleben innert einer Viertelstunde ein theil von Hapkrig innert einer viertelstunde. Kinder 68.
Hapkrig ein theil Ußert einer Viertelstunde. Kinder 30. Summa Kinder 98.

I.3.b die Zahl der Schulkinder, die daher kommen, gesetzt.
I.4 Entfernung der benachbarten Schulen auf eine Stunde im Umkreise.
I.4.a Ihre Namen.

Unter Steckholz. Entfernt eine kleine Halbstund.
Melchnau ein Stund.
Lotzwyl eine Stund.
Langenthal eine Stund.
Rogwyl eine Stund.
Kloster St: Urban drey Viertelstund.

I.4.b Die Entfernung eines jeden.

Unter Steckholz. gegen Aufgang,
Melchnau gegen Mittag.
Lozwyl und Lagenthal gegen Abend.
Rogwyl und St: Urban gegen Mitternacht.

II. Unterricht.
II.5 Was wird in der Schule gelehrt?

||[Seite 2] Alle Vormittag werden die Kinder zum Buchstabieren Lesen und außwendig lehren gehalten. Montag. Dienstag. Mitwoch. Nachmittag. werden sie zum Schreiben und Rechnen gebraucht. Donstag. Nachmittag wird mit den Kindern die in die Unterweisung gehen eine Stunde Unterweisung gehalten. hernach wird zwey Stunde mit ihnen zu gebracht mit lesen im Neuen Testament. wo dan die Kinder was sie gelesen selbst erklären müßen und was sie nicht verstehen dütlich gemacht wird. Freyttag Nachmittag wird gänzlich zum Schreiben gewitmet, wo den Kindern Vorgesagt wird, was sie Schreiben sollen, damit sie es wohl Buchstabieren lernen, und von sich selbst Schrifftliche aufsäze machen können; Samstag Nachmittag wird mit Singen zugebracht. wo die Kinder in der Singkunst Unterrichtet werden.

II.6 Werden die Schulen nur im Winter gehalten? Wie lange?

Die Schulen werden im Winter gehalten vom Wintermonat biß Ostern. Und ihm Sommer 4. Wochen

II.7 Schulbücher, welche sind eingeführt?

Eingeführte Schul-Bücher sind folgende Biblische Historien worin enthalten sind die Merkwürdigsten und vortrefflichsten Lehren und Geschichten, deß Alten und Neuen Testaments. ferners der Heidelbergisch Catechismuß. anfänge der Christlichen lehre die Psalmen Davids. Joh: arndts Schmidlein.

II.8 Vorschriften, wie wird es mit diesen gehalten?

Vorschrifften bestehen aus Schönen Sprüchen der Heiligen Schrifft. ferners sinds Schöne Gebätter welche die kinder während dem Schreiben außwendig lernen den sind es auch Formalitäten das die kinder lernen Briefen Schreiben.

II.9 Wie lange dauert täglich die Schule?

Die Schuhle dauret Täglich Fünf Stund.

II.10 Sind die Kinder in Klassen geteilt?

Die Kinder sind in verschiedene Klaßen getheilt.

III. Personal-Verhältnisse.
III.11 Schullehrer.
III.11.a Wer hat bisher den Schulmeister bestellt? Auf welche Weise?

||[Seite 3] Der Schullehrer ist bestelt worden von dem Pfarer und den Vorgesezten, der Gemeine, wo der Schulmeister nöthig wahr, und von dem damahls Regierenden Land- Vogt bestätiget worden.
Diejenige Person welche sich um den Schuldienst beworben hat, ist von dem Pfarer unter beysein den Vorgesezten Examiniert worden, ob er die erforderlichen Fehigkeiten habe.

III.11.b Wie heißt er?

Johannes Freudiger

III.11.c Wo ist er her?

Von Niederbip.

III.11.d Wie alt?

Alt 26. Jahr.

III.11.e Hat er Familie? Wie viele Kinder?

Nichts

III.11.f Wie lang ist er Schullehrer?

Ein Jahr. Fünf Monat.

III.11.g Wo ist er vorher gewesen? Was hatte er vorher für einen Beruf?

Jm Steckholz. so lang ich lebte, mein Beruff vorher Jm Sommer auf dem Land arbeiten. Jm Winter auf dem Handwerk nemlich gewäben.

III.11.h Hat er jetzt noch neben dem Lehramte andere Verrichtungen? Welche?

Neben dem Lehramt in der Schule, die Kranken zu besuchen, Leichen Reden bey Begräbnußen, Durch den Winter an den Sontagen Nachmittag. Kinderlehr zu halten. abdankung bey Feurs-Brünsten.

III.12 Schulkinder. Wie viele Kinder besuchen überhaupt die Schule?
III.12.a Im Winter. (Knaben/Mädchen)

Jm Winter Knaben 30. Mädchen 10.

III.12.b Im Sommer. (Knaben/Mädchen)

Jm Sommer Knaben 20. Mädchen 10.

IV. Ökonomische Verhältnisse.
IV.13 Schulfonds (Schulstiftung)
IV.13.a Ist dergleichen vorhanden?

Selbiges besteht an Capital

IV.13.b Wie stark ist er?

100 Gulden wovon alle Jahr den Zins an 4 prozent ausgetheilt wird davon bekommt der Schulmeister 15; bz: übrige 45 bz: wird unter die geschicktesten Fleißigsten und Ermsten Kinder getheilt.

IV.13.c Woher fließen seine Einkünfte?

||[Seite 4] Jeder Bürger der Gemeinde, je nachdem er Gütter oder Land besizt muß mehr oder weniger daran zahlen. Und den hat der Schulmeister eine Jucharten Land bey dem Schulhaus welches er nuzen kann

IV.13.d Ist er etwa mit dem Kirchen- oder Armengut vereinigt?

Nein.

IV.14 Schulgeld. Ist eines eingeführt? Welches?

Eingeführtes Schulgeld, selbiges bestehet nicht in einer bestimten Summ, sondern es wird auch nach den Güttern angelegt. und bezogen, und wird an den Examen unter die Kinder ausgetheilt nach ihrer Gschicklichkeit dem einten mehr dem andern weniger.

IV.15 Schulhaus.
IV.15.a Dessen Zustand, neu oder baufällig?

Was das Stubenwerk betrifft. so ist es in gutem Stand, es ist neu gebauet.

IV.15.b Oder ist nur eine Schulstube da? In welchem Gebäude?

Es ist eine Schulstube, eine Nebetstube zum gebrauch den Kinderlehren an den Sontagen oder wann es nöthig ist auch für die Schul kann gebraucht werden Noch Eine Stube für den Schulmeister. in welcher er wohnen kann.

IV.15.c Oder erhält der Lehrer, in Ermangelung einer Schulstube Hauszins? Wie viel?

Nein.

IV.15.d Wer muß für die Schulwohnung sorgen, und selbige im baulichen Stande erhalten?

Die Gemeinde

IV.16 Einkommen des Schullehrers.
IV.16.A An Geld, Getreide, Wein, Holz etc.

Das Einkommen deß Schullehres Jährlich An baarem Geldt 24. Kronen.

IV.16.B Aus welchen Quellen? aus

Es hat bis dahin jeder Bürger ausgenommen die aller ärmsten alle Jahr 2: bz: 2: xr: gegeben welche zusamen 8. kr: gemacht hat welches den der Schulmeister zu verschiedenen Mahlen bekommen hat. übrige 16. kr: hat er zusamethafft bezogen Der Schulmeister wird von der Gemeine beholzet.

IV.16.B.a abgeschaffenen Lehngefällen (Zehnten, Grundzinsen etc.)?

Dergleichen ist nichts eingefürtes also hat auch nichts abgeschafft werden konnen.

IV.16.B.b Schulgeldern?
IV.16.B.c Stiftungen?
IV.16.B.d Gemeindekassen?
IV.16.B.e Kirchengütern?
IV.16.B.f Zusammengelegten Geldern der Hausväter?
IV.16.B.g Liegenden Gründen?
IV.16.B.h Fonds? Welchen? (Kapitalien)
Bemerkungen
Schlussbemerkungen des Schreibers

1. ANMERKUNGEN. Es wäre höchst nöthig das die Schulen nicht nur im Winter, und ihm Sommer etwan 4. Wochen gehalten würden (den viele von den Kindern vergeßen durch den Sommer was sie ihm Winter gelernet haben)
Sondern das ganze Jahr ihren Fortgang nemmen wurden, Viele aus den Kindern sind auch schlecht gekleidet, das sie Unmöglich in die Schule gehen können, Einerseits wegen der herben Winters Kälte, anderseits wegen der Ungestühmen Witterung und Unlüstigen wägen Unmöglich durch komen können.
2. Währe es nöthig deßwegen, weil der Mensch schon in der Jugend zur Rechtschaffenheit und Tugend sollte gebildet werden, wenn sie den schon ihm Winter vieles lernen und es durch den Sommer wieder vergeßen, so ist es große mühe wen die Winter Schule wieder ihren anfang nimt, biß die Kinder wiederum es dahin gebracht haben, wo sie vorher gewesen sind.
3. Jst es auch nöthig, weil. die Menschen jezt zu weit mehreren Kenntnißen und Wißenschafften komen sollen as vorher, so ist es Unmöglich das dieses nur im Winter geschehen kann. dann eben daher kommt Es, daß es an vielen orten so schlecht zugehet, daß die Menschen nicht schon in der Jugend zur Rechtschaffenheit sind gebildet worden, den Salomon sagt wie Mann einen Knaben gewöhnt so laßt er nicht davon wen er alt worden ist.

Unterschrift

Zitierempfehlung: