Kallnach (Transkription Nr. 860)

Schulort:	Kallnach
Konfession des Orts:	reformiert
Signatur der Quelle:	BAR B0 1000/1483, Nr. 1430, fol. 15-16v
Standort:	Bundesarchiv Bern

Kanton 1799:	Bern
Distrikt 1799:	Seeland
Agentschaft 1799:	Kallnach
Kirchgemeinde 1799:

Ort/Herrschaft 1750:	Bern
Kanton 2015:	Bern
Gemeinde 2015:	Kallnach

In dieser Quelle wird folgende Schule erwähnt:

Kallnach (Niedere Schule, reformiert)

28.03.1799

Antwort über den Zustand der Schule zu Kallnach,

I. Lokal-Verhältnisse.
I.1	Name des Ortes, wo die Schule ist.	das Ort wo die Schule, ist Kalnach
I.1.a	Ist es ein Stadt, Flecken, Dorf, Weiler, Hof?
I.1.b	Ist es eine eigene Gemeinde? Oder zu welcher Gemeinde gehört er?	Es ist eine eigne Gemeine, Und hat einen Agenten
I.1.c	Zu welcher Kirchgemeinde (Agentschaft)?	Es ist eine eigne Gemeine, Und hat einen Agenten
I.1.d	In welchem Distrikt?	Gehört zu dem distrikte Seeland.
I.1.e	In welchen Kanton gehörig?	Canton Bern
I.2	Entfernung der zum Schulbezirk gehörigen Häuser. In Viertelstunden.	Gehört sonst Niemand zu obiger Schule,
I.3	Namen der zum Schulbezirk gehörigen Dörfer, Weiler, Höfe.	Gehört sonst Niemand zu obiger Schule,
I.3.a	Zu jedem wird die Entfernung vom Schulorte, und
I.3.b	die Zahl der Schulkinder, die daher kommen, gesetzt.
I.4	Entfernung der benachbarten Schulen auf eine Stunde im Umkreise.
I.4.a	Ihre Namen.	Die benachbarten Schulen sind folgente, Eine zu Bargen, eine halbe Stund entfernt Eine zu Arberg ein Stund Eine zu Golaten ein Stund Eine zu Kerzerz ein Stund Eine zu Sieselen 1. Eine zu Walbersweil 1. Eine zu Freschelz 1/2 Noch eine zu Niederried 1/2
I.4.b	Die Entfernung eines jeden.
II. Unterricht.
II.5	Was wird in der Schule gelehrt?	Die Kinder werden zum Buchstabieren, Lesen Auch zum Auswendig Lehrnen, des biß dahin Üeblich gewesenen Catechismus, Auch etwelcher Lobwaßerischen Psalmen, Etwelcher bieblischen Historien, Wie auch zum Singen und schreiben Angehalten, Auch werden die Kinder in der Religion, Mitwuchen, und Samstag nach anleitung des Heidelbergischen Catechismi underwiesen
II.6	Werden die Schulen nur im Winter gehalten? Wie lange?	die Schulen werden im Winter; vom Wintermonat an bis Marie Verkündung gehalten, Jm Sommer ein Tag in der Wuchen,
II.7	Schulbücher, welche sind eingeführt?	Schulbücher sind vor allen aus die Biebel, Hübners Historien, der Berner, und Heidelbergische \|\|[Seite 2] Catchismus, Auch etwelche erklärungen über den Heidelbergischen Catechismus, Wie auch die Psalmen
II.8	Vorschriften, wie wird es mit diesen gehalten?	Jch Schreibe zu erst den Kindern vor biß sie es ein wenig ergriffen haben, Nachher theile ich ihnen Wechselweis, vorher gemachte Vorschrifften mit, welche sie nachschreiben müßen, etc.
II.9	Wie lange dauert täglich die Schule?	Die Schule daurt Täglich 6 Stund 3 vor und 3 nachmittag
II.10	Sind die Kinder in Klassen geteilt?	die Kinder sind in drey Klaßen getheilt,
III. Personal-Verhältnisse.
III.11	Schullehrer.
III.11.a	Wer hat bisher den Schulmeister bestellt? Auf welche Weise?	Bis dahin ist der Schulmeister von dem Pfarrer und den Vorgesetzten, durch ein Examen bestelt worden,
III.11.b	Wie heißt er?	Sein Name ist Peterhans Pflugshaubt von Kallnach,
III.11.c	Wo ist er her?	Sein Name ist Peterhans Pflugshaubt von Kallnach,
III.11.d	Wie alt?	sein Alter 53 Jahr
III.11.e	Hat er Familie? Wie viele Kinder?	sein Famile ist sein Weib, und 6 Kinder
III.11.f	Wie lang ist er Schullehrer?	Schullehrer ist Er 32 Jahr gewesen, 10 Jahr zu Finsterhennen, sithar zu Kallnach 22 Jahr
III.11.g	Wo ist er vorher gewesen? Was hatte er vorher für einen Beruf?
III.11.h	Hat er jetzt noch neben dem Lehramte andere Verrichtungen? Welche?	Wenn die Winterschulen zu Ende sind, so mus ich freilich allerhand Arbeit vornehmen um mich und die meinen zu erhalten,
III.12	Schulkinder. Wie viele Kinder besuchen überhaupt die Schule?
III.12.a	Im Winter. (Knaben/Mädchen)	Schulkinder überhaubt sind bey 130 die im Winter die Schul besuchen, beiderley Geschlechts ohngefehr fast gleichviel
III.12.b	Im Sommer. (Knaben/Mädchen)	Jm Sommer sind dann weniger die die Schul besuchen weil die grösern zu allerhand Arbeit gebraucht werden
IV. Ökonomische Verhältnisse.
IV.13	Schulfonds (Schulstiftung)
IV.13.a	Ist dergleichen vorhanden?	Seine einkünffte fließen von den Bürgern der Gemeind
IV.13.b	Wie stark ist er?
IV.13.c	Woher fließen seine Einkünfte?	Seine einkünffte fließen von den Bürgern der Gemeind
IV.13.d	Ist er etwa mit dem Kirchen- oder Armengut vereinigt?
IV.14	Schulgeld. Ist eines eingeführt? Welches?	Nichts dergleichen;
IV.15	Schulhaus.
IV.15.a	Dessen Zustand, neu oder baufällig?	das Schulhaus ist Neü, die Gemeind sorget dafür
IV.15.b	Oder ist nur eine Schulstube da? In welchem Gebäude?
IV.15.c	Oder erhält der Lehrer, in Ermangelung einer Schulstube Hauszins? Wie viel?
IV.15.d	Wer muß für die Schulwohnung sorgen, und selbige im baulichen Stande erhalten?	das Schulhaus ist Neü, die Gemeind sorget dafür
IV.16	Einkommen des Schullehrers.
IV.16.A	An Geld, Getreide, Wein, Holz etc.	Das Einkomen deß Schulmeisters besteht Jn Jn \|\|[Seite 3] Jn Getreide, nemlich Roggenmischelkorn 36 Mäs Jm durchschnit gerechnet das Mäs a: 12: 2 xr. — 18 kr. An Gelt aus der Gemeind Caßa — 10 kr. den Ofen zu heizen in der Schul — 1 kr. 5 bz. Von den Taunern hat der Schulmeister bis dahin bezogen von etwelchen 1 bz. etlichen 2 bz. welches zusamen ohngefähr auf etwan 40 bz. komen kan — 1 kr. 15 bz.
IV.16.B	Aus welchen Quellen? aus
IV.16.B.a	abgeschaffenen Lehngefällen (Zehnten, Grundzinsen etc.)?
IV.16.B.b	Schulgeldern?
IV.16.B.c	Stiftungen?
IV.16.B.d	Gemeindekassen?
IV.16.B.e	Kirchengütern?
IV.16.B.f	Zusammengelegten Geldern der Hausväter?
IV.16.B.g	Liegenden Gründen?
IV.16.B.h	Fonds? Welchen? (Kapitalien)
Bemerkungen
	Schlussbemerkungen des Schreibers	Anmerckung. durch die 3 Claßen verste ich die erste Claß die Buchstabieren und Lesen. die 2 Claß die den Catechismus Auswendig Lehrnen. durch die drite Claß diejenigen die noch allernutzliche drüber erlehrnen. II Anmerckung. Wegen der großen mänge der Kinder wird wohl niemand alles auf das Äüßerste forden können III Anmerckung Was dann die Belohnung anbetrifft Wird Verhoffentlich niemand seyn, daß derselbe ihn etwann werde zu hoch duncken, Einmal ich meinerseits habe schon lange eine verbeßerung gewünschet daß die Antwort sich so lang Verzögert ist die ursach weil ich die Fragen erst den 27 Merz bekomen hab Randnotiz \|\|[Seite 4] Es sey mir erlaubt, obiger, von dem Schullehrer selbst verfertigten, Beantwortung noch folgendes als Beylage beyzufügen. Erstlich verdient der gegenwärtige Schullehrer, deßen Treüe, Fleiß, Fähigkeiten und außerordentliche Mühewalt im Unterricht der ohne anvertrauten sehr zahlreichen Menge von Kindern sich gewiß auszeichnen, alles Lob, um so mehr, da nicht sowohl der mit seiner vielfaltigen Mühe in keiner Propertion stehende kleine Schullohn, als vielmehr die Liebe zu seiner Gemeind und der Mangel an einem andern tüchtigen Subject ihn bishieher bewogen haben diese Schullehrer-Stelle ferner beyzubehalten. zweytens wäre sehr zu wünschen, daß der Schullohn für diese Schule könnte erhöht werden, sowohl um die Mühewalt und Belohnung in beßeres Verhältniß mit einander zu bringen; als auch damit bey vorfallender Vakanz desto eher ein tüchtiges Subject sich dafür melden möge. Allein wenn nicht von höherm Ort her eine Verbeßerung dazu geschlagen wird, so bleibt wenig oder nichts desfalls zu hoffen übrig. Jch that der Gemeinde dafür schon mehrmals Vorschläge, z: B: dem Schulmeister auf der, der Gemeinde zugehörigen, Allment ein Stück zum anpflanzen einzuschlagen, aber vergebens. Der Gemeinde seckel aber vermag es nicht, und Partikularen laßen sich nicht gern neue Auflagen machen. Drittens. Jm Sommer und Herbst kann hier nicht wohl mehr als ein Tag in der Woche Schul gehalten werden Weil sonst der Schullohn müßte vermehrt werden, und überdies dieselbe zeit über wegen häufigen Landarbeiten die Kinder nicht zur Schule kommen. Viertens wäre allerdings eine Verbeßerung in den Schulbücheren und in denen Sachen, die die Kinder mehrentheils nur in spem futurae oblivionis mit Mühe und zeitverlust erlernen müßen, zu erwünschen. Allein das wie? und woher? ist schwer zu bestimmen, da der Landmann durch gehends von dergleichen Abänderungen Feind ist, zumal wenn es seinem Seckel dafür etwas entziehen muß. Aus eben diesen Gründen konnte hier nicht einmal der Versuch, die neüeste Übersezung der Psalmen zum Kirchengebrauch und zum Gebrauch der Schulen einzuführen gelingen Am allerwenigsten aber würde in gegenwärtigen zeiten der Vorschlag des Religionslehrers etwas auszurichten vermögen, weil man denselben auch den Schatten von Authorität, die sie über ihre Gemeinden hatten, entzogen und ausgetilgt hat. Daher bald dem ehrlichen und biedern Mann beynahe ganz der Muth entfallt etwas zu rügen oder zu rathen. Endlich muß ich noch beysezen, daß man uns in Übersendung dieser Fragen an die Schullehrer übersehen oder vergeßen hatte. Denn ich erhielt sie erst den 26ten Merz lezthin von Bern aus da hingegen andere Orten sie schon viel früher zukamen. Wären sie uns eher zu gekommen so wären sie gewiß auch eher beantwortet und eingesandt worden. Gottl. J. Lauterburg, Religionslehrer zu Kallnach.
	Unterschrift	Geschrieben den 28 Merz 1799 durch mich Peterhans Pflugshaubt Schulmeister zu Kallnach.

Zitierempfehlung:

Schmidt, H.R. / Messerli, A. / Osterwalder, F. / Tröhler, D. (Hgg.), Die Stapfer-Enquête. Edition der helvetischen Schulumfrage von 1799, Bern 2015, Nr. 860: Kallnach, [http://www.stapferenquete.ch/db/860].

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