Koppigen (Transkription Nr. 862)

Schulort: Koppigen
Konfession des Orts: reformiert
Signatur der Quelle: BAR B0 1000/1483, Nr. 1429, fol. 191-194
Standort: Bundesarchiv Bern
Kanton 1799: Bern
Distrikt 1799: Wangen
Agentschaft 1799: Koppigen
Kirchgemeinde 1799: Koppigen
Ort/Herrschaft 1750: Bern
Kanton 2015: Bern
Gemeinde 2015: Koppigen
In dieser Quelle wird folgende Schule erwähnt:
  • Koppigen (Niedere Schule, reformiert)

08.03.1799

ANTWORT:
Auf die von dem Bürger Minister der Künsten und Wißenschaftten, (angelangten FRAGEN )

I. Lokal-Verhältnisse.
I.1 Name des Ortes, wo die Schule ist.

KOPPIGEN.

I.1.a Ist es ein Stadt, Flecken, Dorf, Weiler, Hof?

Ein Dorf:
I.1.b Ist es eine eigene Gemeinde? Oder zu welcher Gemeinde gehört er?

Jst mit ST: NIKLAUS und OESCHBERG vereiniget, und macht eine eigene Gemeind:
I.1.c Zu welcher Kirchgemeinde (Agentschaft)?

HAUPTORT der Kichgemeind, (und Agentschafft:)
I.1.d In welchem Distrikt?

District WANGEN:

I.1.e In welchen Kanton gehörig?

Canton BERN.

I.2 Entfernung der zum Schulbezirk gehörigen Häuser. In Viertelstunden.

Auf den Umkreiß von 1/4 Stund liegen HÄÜSER. 70.
auf den Umkreiß von 2/4 Stund liegen. HÄÜSER. 19.
auf den Umkreiß von 3/4 Stund liegen. HÄÜSER. 22.
auf den Umkreiß von 1ner Stund liegen. HÄÜSER. 33.
Summa, der zum Schulbezirk gehörigen Häüser 144.
I.3 Namen der zum Schulbezirk gehörigen Dörfer, Weiler, Höfe.

||[Seite 2] a. KOPPIGEN, um das Schulhaus herum schikt. Anzahl KINDER 119.
ST: NIKLAUS, 1/4 Stund entfernt. schikt Anzahl KINDER 1.
OESCHBERG, 1/4 Stund entfernt. schikt Anzahl KINDER 8.
WILLADINGEN 2/4 Stund entfernt. schikt Anzahl KINDER 16.
b. Anzahl der Schulkinder, in gegenwärtiger Schule 144.
Nota: Uebrige Gemeinden, die auch Hieher gehoren, (haben für diesen gegenwärtigen Winter Privat-Lehrer, deren Namen mir unbekannt sind), die ich aber nachgehends, so viel mir im Wißen verzeige.
a. HÖCHSTETTEN, 2/4 Stund von Hier entfernt, von welchem Dorf aber der größere Theil auf Seeberg gehört — schiken ihre Kinder in die Privat-Schule auf Hellsau: und sind deren so Hierher gehörten, Anzahl KINDER 4.
HELLSAU, 1ne Stund von Hier entfernt, hat Kinder, so hieher gehörten, laut Rodel. Anzahl KINDER 26.
b. Summa der Kinder, in der Privat-Schule zu Hellsau. 30.
a. NIEDERALCHENSTORF, 2/4 Stund von Hier entfernt: Schiken ihre Kinder auf Oberalchenstorf, in dasige Privat-Schule; derer Anzahl ist, laut Rodel. KINDER 26.
OBERALCHENSTORF, 1ne Stund von Hier entfernt, allwo die Privat-Schule ist, hat Kinder, laut Rodel. KINDER 25.
WYLL, 1ne Stund von Hier entfernt: Schiken ihre Kinder auf Oberalchenstorf, laut Rodel sind. KINDER 10.
b. Suma der Kinder, in der Privat-Schule Oberalchenstorf KINDER 61. ZUSAMMEN ||[Seite 3] ZUSAMENZUG, der Kinder, so in die Schul Koppigen gehören
1tes Koppigen hat. KINDER 144.
2tes Höchstetten und Hellsau. KINDER. 30.
3tes Oberalchenstorf, und dasige Gemeinden. KINDER 61.
Summa, der ganzen Schul. KINDER 235.
I.3.a Zu jedem wird die Entfernung vom Schulorte, und
I.3.b die Zahl der Schulkinder, die daher kommen, gesetzt.
I.4 Entfernung der benachbarten Schulen auf eine Stunde im Umkreise.

Entfernung, auf 1/2 Stund, und 1ne Stund der benachbahrten Schulen im Umkreise:
I.4.a Ihre Namen.

a. Oesch, in der Kirchgemeind Kirchberg 1/2 Stund. Und auf 1ne Stund mehr oder weniger, vom Morgen an:
b. Seeberg, Wynigen, Ersigen, Kirchberg, Uzenstorf, Kriegstetten im Canton Solothurn.
I.4.b Die Entfernung eines jeden.
II. Unterricht.
II.5 Was wird in der Schule gelehrt?

Jn der Schule wird gelehrt, ABC, Buchstabieren, Lesen, Auswendiglehren, Vocal Music, Schreiben, Rechnen, und alle Mittwoch und Samstag vormittags Unterweisung in der Religion.
II.6 Werden die Schulen nur im Winter gehalten? Wie lange?

Die Schulen werden Winter und Sommerszeit gehalten: im Winter vom 1ten Nov. bis aus gehends Martis: und im Sommer, alle Wochen ein Tag.
II.7 Schulbücher, welche sind eingeführt?

Schulbücher sind eingeführt: das gewohnte Berner ABC buch, der Heidelberger Catechismos, das neüe Testament, das Hübnerische Historienbuch, und das Stapferische Psalmenbuch.
II.8 Vorschriften, wie wird es mit diesen gehalten?

||[Seite 4] VORSCHRIFTEN, sind eingeführt, den Classen. nach: 1te Buchstaben, 2te Curent, 3te CANZLEI und 4te alle Wochen 2 Stund Thema.
II.9 Wie lange dauert täglich die Schule?

Die Schul dauret Morgens von 8 bis 11 Uhr; Abends von 1 bis 1/2 4 Ur.
II.10 Sind die Kinder in Klassen geteilt?

Die Kinder sind in Classen eingetheilt: 1te Abc, 2te Buchstabieren, 3te Lesen, 4te Auswendiglehren, (die 3te und 4te Zum Schreiben und Singen) und die aeltisten Rechnen
III. Personal-Verhältnisse.
III.11 Schullehrer.
III.11.a Wer hat bisher den Schulmeister bestellt? Auf welche Weise?

Die Schullehrer sind bisher bestellt worden, durch den Herrn Pfarrer, und Vorgesezten Hiesigen Orths die die vacante Schule ausgeschrieben, ein Examen gehalten, und den tüchtigsten Pratendent auserlesen und denselben zur Bestätigund dem Herrn Ammtmann vorgestellt
Nota: Dies mahl wurde ich von Bürger Pfarrer Funk und den Bürgern der Municipalitat angenomen und von der damahls versammelnten Kirchgemeind Bestätigt.
III.11.b Wie heißt er?

Jakob Kräüchj:
III.11.c Wo ist er her?

Von Bäriswyll, Kirchgemeind Hindelbank.
III.11.d Wie alt?

Alt Jahr 39.
III.11.e Hat er Familie? Wie viele Kinder?

Familien, nebst einer Frauen Kinder 6.
III.11.f Wie lang ist er Schullehrer?

Schullehrer Jahr 18.
III.11.g Wo ist er vorher gewesen? Was hatte er vorher für einen Beruf?

Zu Bäriswyll Jahr 4, — zu Laupen Jahr 6 — zu Lyßach bey Burgdorf Jahr 4 — zu Roggwyll Jahr 3 — und Hier das 1te Jahr.
Sein Beruf war vorher, die Bildung zu einem Schullehrer: Die er durch Bürger Cantor Käsermann in Bern, in der Vocal und Choral Music auch im Schreiben und Rechnen getreülich erhalten
Und auch die Landarbeit.
III.11.h Hat er jetzt noch neben dem Lehramte andere Verrichtungen? Welche?

||[Seite 5] Neben dem Lehrammt, hat er jezt noch andre Verrichtungen: im Winter muß er alle Sontag im Schulhause Kinderlehr halten, das ganze Jahr hindurch alle Sonn und Feyertage — in der Kirchen die Psalmen zeichnen- und Vorsingen: auch an den Heiligen Feyertagen Lesen; Und in der ganzen Kirchgemeind — so wohl bey Haus da die Leichen sich befinden — als auch in der Kichen die LeichenGebether halten.
III.12 Schulkinder. Wie viele Kinder besuchen überhaupt die Schule?
III.12.a Im Winter. (Knaben/Mädchen)

Diesen Winter Knaben. 74. Mädchen. 70. Schreibkinder 55.
Nota: Wie es mit den Privat-Schulen (Hellsau und Oberalchenstorf) steht, ist mir Unbekannt: jedoch kan ich durch die angelangten Schulrödel folgendes weisen:
a. Hellsau Knaben 14. Mädchen 16. Oberalchenstorf Knaben 35 Mädchen 26
III.12.b Im Sommer. (Knaben/Mädchen)

Nota: Sommerschul habe ich Hiesigen Orths — noch keine gehalten (weil ich erst im Weinmonat lezten Jahrs auf Hiesige Schule gekommen bin), und da die Privat-Lehrer — nur für den Winter bestellt: So werden vermuthlich alle Kinder, aus den Hieher gehörigen Gemeinden meine Schule besuchen sollen:
b. Und giebt im Sommer Knaben. 123. Mädchen. 112. Summa Kinder. 235.
IV. Ökonomische Verhältnisse.
IV.13 Schulfonds (Schulstiftung)
IV.13.a Ist dergleichen vorhanden?

||[Seite 6] Dergleichen ist keines vorhanden.
IV.13.b Wie stark ist er?

Nichts.
IV.13.c Woher fließen seine Einkünfte?

Seine Einkünffte fließen aus den Baursrechtsamen und den Taunern, der ganzen Kirchgemeind: welche particular enthoben wird.
IV.13.d Ist er etwa mit dem Kirchen- oder Armengut vereinigt?

Das Kirchenguth, bezahlt das Vorsinger und Lesegeldt
IV.14 Schulgeld. Ist eines eingeführt? Welches?

Schulgeldt: bezahlt das Kirchenguth, den Classen nach, ohngefährd kr. 14.
IV.15 Schulhaus.
IV.15.a Dessen Zustand, neu oder baufällig?

Deßen Zustand ist vast neu:
IV.15.b Oder ist nur eine Schulstube da? In welchem Gebäude?

Es ist eine lustige Schulstuben da — die auch gross ist: jedoch wenn die Hieher gehörige Schulkinder sich alle Einfunden, so hätten sie nicht Plaz: Es ist auch auf der Schulstuben eine Wohnung und unter der Schulstuben Bestallung und Keller
NB: Die Schulstuben haltet an Cubica 7717, Zoll 6. Und der Ofen — Cubica 150, Zoll 4, Linnien 6. Der Ofen abgezogen, so verbleibt eine Halle Cubica 7567, Zoll 1, Linnien 6.
IV.15.c Oder erhält der Lehrer, in Ermangelung einer Schulstube Hauszins? Wie viel?

Der Lehrer bewohnt das Schulhaus — und hat kein ueberflüßigen Plaz: — erhällt deßwegen keinen Hauszins.
IV.15.d Wer muß für die Schulwohnung sorgen, und selbige im baulichen Stande erhalten?

Für das Schulhaus sorget die Kichgemeind — und erhält es im Baulichem stand — und das Kirchengut bezahlt die Kösten.
IV.16 Einkommen des Schullehrers.
IV.16.A An Geld, Getreide, Wein, Holz etc.

An Geldt und Getreid und Holz.
IV.16.B Aus welchen Quellen? aus

Ein theil des Geldts, bezahlen die Tauner per Tauner bz. 3 1/2. Das ||[Seite 7] Das Getreid: richten die Bauren aus, und giebt per Rechtsame an Korn Mäs 2, und an Roggen Mäs 1.
Das Holz kommt aus denen Gemeinden Waldungen nach Nothdurfft.
IV.16.B.a abgeschaffenen Lehngefällen (Zehnten, Grundzinsen etc.)?

Berechnung des Schuleinkommens
Das Korn von den Baursrechtsamen machen zusamen an Mütt 7 Mäs 1, per Mütt 7 Francen, thut an Geldt. Francen 49. bz. 5. xr. 3. An Roggen 42 1/2 Mäs per Mäs a: bz. 8 thut. Francen 34.
IV.16.B.b Schulgeldern?

Schulgeldtern nichts.
IV.16.B.c Stiftungen?

Stifftungen nichts.
IV.16.B.d Gemeindekassen?

Gemeindskaßen nichts.
IV.16.B.e Kirchengütern?

Kirchenguth, Vorsingen und Lesegeldt. Francen 15. bz. 5.
IV.16.B.f Zusammengelegten Geldern der Hausväter?

Zusammengelegten Geldtern der Taunern Francen 28. bz. 3. xr. 2.
IV.16.B.g Liegenden Gründen?

an liegenden Gründen, mit dem kleinen Gärtlein beym Schulhaus 1/8.
IV.16.B.h Fonds? Welchen? (Kapitalien)

Fondt, (Capitalien) nichts.
Summa des Schuleinkommens. Francen 127. bz. 4. xr. 1.
Nota: Die Privat-Lehrer (zu Hellsau und Hochstetten {Alchenstorf}), werden vermuthlich von Particular belohnt werden.
Bemerkungen
Schlussbemerkungen des Schreibers
Unterschrift

Geben in Koppigen am 8ten Merz 1799. Von
Jakob Kräüchj Schullehrer

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Zitierempfehlung:

Schmidt, H.R. / Messerli, A. / Osterwalder, F. / Tröhler, D. (Hgg.), Die Stapfer-Enquête. Edition der helvetischen Schulumfrage von 1799, Bern 2015, Nr. 862: Koppigen, [http://www.stapferenquete.ch/db/862].